Lampenhersteller schummeln bei Leistungsangaben
Viele Lampen leuchten nicht so hell, wie auf der Verpackung angegeben, und verbrauchen zudem mehr Strom. Hersteller nutzen für diese Fehlangaben ein Schlupfloch in den EU-Vorschriften. Welches, erfahren Sie hier.
Egal ob Haushaltsleuchten, Halogen-, Energiespar- oder LED-Lampen: Auf den Verpackungen findet der Verbraucher Angaben zur Leistung in Watt und zur Helligkeit in Lumen. Und kann er sich auf diese Informationen verlassen?
Nein! Denn die Hersteller nutzen hohe Messtoleranzen für Verbrauchsangaben schamlos aus, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) und beruft sich auf Produkttests des europäischen Umweltschutz-Dachverbands EEB. Viele Lampen erreichen demnach nicht die versprochene Helligkeit, verbrauchen gleichzeitig aber mehr Strom.
Laut EEB dürften die Angaben auf der Verpackung durchschnittlich um rund 10 % von den tatsächlichen Messungen abweichen. Auch der deutsche Leuchtenhersteller Osram nutzt das Schlupfloch in den EU-Vorschriften, schöpft die Fertigungstoleranzen aber nicht ganz aus. „Wir legen Maßstäbe an, die immer etwas besser sind als die gesetzlichen Vorgaben“, sagte ein Sprecher der SZ.
EU-Kommission weiß längst von der Trickserei
Der EU-Kommission ist die Schummelei längst bekannt: „In der Tat haben wir 2011/2012 herausgefunden, dass Leuchtenhersteller diese Toleranzen auf die Leistung, die sie für ihre Lampen messen, aufschlagen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung eine Sprecherin der EU-Kommission. Die Brüsseler Behörde will deshalb nächstes Jahr die sogenannte Ökodesign-Richtlinie für die Watt- und Lumenangaben überarbeiten.
In der EU-Richtlinie für das Energielabel hatte die Behörde das Schlupfloch der hohen Toleranzen schon 2012 geschlossen. Die Folge: Lampen rutschten auf der farbigen Buchstaben-Skala zwar nach unten, die falschen Angaben zu Leistung und Leuchtkraft aber blieben unverändert.
Schummelei führt zu 2 Mrd. € Mehrkosten jährlich
Die Trickserei der Leuchtenhersteller geht am Portemonnaie der Verbraucher nicht spurlos vorbei. Laut EEB entstünden durch den höheren Stromverbrauch jährlich bis zu 2 Mrd. € Mehrkosten. Doch damit nicht genug. Das Schlupfloch existiert angeblich für 30 weitere Produktkategorien – darunter große Stromverbraucher wie Wasserboiler, Waschmaschinen, Kühlschränke, Klimaanlagen und Fernseher. Zwar habe die EEB bislang keine Beweise, dass auch hier Kunden getäuscht werden. Das offene Schlupfloch sei aber eine Einladung.
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