Marihuana, Fleischersatz & Bitcoin – welche Themen taugen zum Hype?
Nur wenige Aktien bieten den Nährboden für gnadenlose Übertreibungen nach oben. Welche Voraussetzungen sind also nötig für den Investmenthype?
Gerade bei einem fortgeschrittenen Investmentzyklus, wie derzeit in den USA, siegt häufig die Gier bei Anlegern und es geht nur noch um schnelle Gewinne. Bildlich gesprochen ähnelt das dann einem Kochtopf mit heißem Wasser, in dem sich Blasen bilden können.
Um es vorwegzunehmen: Die Aktienmärkte in der Gesamtheit sind keineswegs zu teuer und in einigen Regionen angesichts der Nullzinsen geradezu preiswert, wie Europa und Japan. Einzig in den gut laufenden Märkten, speziell in den USA, gibt es in einzelnen Sektoren Anzeichen einer Überhitzung. Die folgenden Zeilen sollen Ihnen also konkret helfen, solche Sektoren
- für langfristige Anlagen zu vermeiden oder
- für kurzfristige Gewinnmöglichkeiten zu identifizieren.
Was sind die Zutaten für einen Hype?
Neu entstehende Märkte, für die es noch so gut wie keine Vergleichswerte gibt, sind prädestiniert für Übertreibungen. Es fehlen einfach realistische Leitplanken. So toll das Potenzial des 3D-Drucks auch sein mag, die massenhaften praktischen Anwendungen für Konsumenten fehlen einfach noch, sodass die potenziellen Wachstumsraten von 3D-Drucker-Verkäufen in der Übertreibungsphase einfach viel zu hoch angesetzt wurden.
Markt übergroß definieren
Eng damit verknüpft ist auch die Definition eines Gesamtmarktes. Es ist sozusagen die Königsdisziplin der Investment-Banker, um den potenziellen Markt eines neu an die Börse kommenden Aktienunternehmens möglichst aufzublähen. Bei Uber und Lyft, den beiden Chauffeurservice-Unternehmen, wird von vielen Analysten nicht der Taximarkt als zu erobernder Gesamtmarkt betrachtet, sondern alle Formen der Mobilität.
Bei den Essenslieferanten sehen sich die Anbieter um Delivery Hero und Just Eat nicht im Wettbewerb um den relativ engen Markt des Take-Away, sondern wollen die Küche zu Hause ersetzen. „The sky is the limit“. Beim Highflyer Beyond Meat, der in den ersten Wochen mit einem Zuwachs von über 600 % in der Spitze an die Börse gekommen ist, geht es nicht darum, mit einem Fleischersatz einen Markt für Vegetarier aufzurollen. Vielmehr will das Unternehmen den Fleischkonsum direkt zu einem Großteil ersetzen. Das könnte sogar funktionieren, wenn die Konsumenten wirklich nicht unterscheiden können, ob es sich um Fleisch oder einen Erbsenpüree-Fleischersatz handelt. Allerdings fehlt für diese Marktdefinition wohl noch ein entscheidendes Detail: Auch die Herstellungskosten müssen vergleichbar sein.
Damit rückt das Börsenthema Fleischersatz wohl eher in die Nähe der Internetblase um die Jahrtausendwende. Es wird kommen, nur lange nicht so schnell, wie sich das die enthusiastischen Anleger gerne wünschen würden. Um die Jahrtausendwende war das Problem sicherlich, dass die Übertragungsraten für Internetanwendungen noch nicht adäquat waren und Konsumenten lange benötigen, um neue Dienste zu adaptieren.
Neuheit des Marktes
Anders verhält es sich mit Marihuana. Diesen Markt hat es bisher schon gegeben, nur illegal. Damit dürfte an dem Marktpotenzial kein Zweifel bestehen. Die große Herausforderung für die Anbieter ist dabei sicherlich eher, den Marktpreis hoch zu halten. Dies kann gelingen, indem Marken geschaffen werden. Und wahrscheinlich auch in dem Teilsegment des medizinisch wirksamen Cannabis. Alle Anbieter die sich nicht in diese beiden Schutzzonen bewegen, werden aber mit ziemlicher Sicherheit von fallenden Marktpreisen hinweggefegt werden.
Kryptowährungen als Mutter aller Übertreibungen
Die perfekte Zutatenmischung für die Mutter aller Übertreibungen bieten aber die so genannten Kryptowährungen, sprich rein digitale Zahlungsmittel. Der Markt für Zahlungsmittel ist potenziell gigantisch groß. Gerade in Ländern mit dysfunktionalen Institutionen, wie Venezuela, Zimbabwe oder auch dem Iran, gibt es auch ein echtes Bedürfnis nach einer Währung, die nicht politisch getrieben gegen Null tendiert.
Das perfide am Markt für Zahlungsmittel – und dies gilt auch für Kryptowährungen wie Bitcoin – ist aber, dass es einen selbstverstärkenden Effekt gibt. Je mehr Nutzer eine Währung nutzen, umso mehr Legitimität und Nutzen stiftet diese dann auch. Das heißt, steigende Kurse ziehen potenziell mehr Nutzer an. Dieser positive Rückkopplungseffekt dürfte bei Kryptowährungen zu verhältnismäßig lange beständigen Blasen führen.
Fazit: Wer sinnvoll und langfristig investieren will, sollte um solche Sektoren weitgehend einen Bogen machen. Es gibt noch genug weitere Aktienunternehmen mit soliden und bewährten Geschäftsmodellen. Wer spekulieren muss, weil noch kein Vermögen da ist, sollte sich bewusst sein, dass es in Sektoren, die zu Übertreibungen neigen, sehr schnell nach oben gehen kann, aber leider meist noch schneller nach unten. Verschiedene Faktoren, wie
- potenzielle Marktgröße,
- selbstverstärkende Effekte,
- Neuheit des Marktes
werden dabei die Dauer einer Übertreibungsphase maßgeblich bestimmen.
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