Menschliche Psyche ist schlechter Anlageberater
Wenn Anleger sich aufgrund aktueller Entwicklungen entscheiden, den Aktienanteil in ihrem Portfolio zu erhöhen oder zu reduzieren, handeln sie in den meisten Fällen falsch. Das hat System und ist kein Zufall.
Es gibt eine gute Nachricht: Wer als Anleger kühl und berechnend agiert, seine Gewinne mit Augenmaß ausbaut und Verluste rechtzeitig reduziert, hat eine gute Chance, an der Börse mit Aktien Geld zu verdienen. Die schlechte Nachricht lautet: Den meisten Anlegern gelingt das eher selten.
Psyche verzockt Aktiengewinne
Schuld daran ist unsere menschliche Psyche, die uns oft und gern einen Strich durch die Rechnung macht. Dann passiert das, was fast immer passiert: Anleger verkaufen profitable Aktien zu früh, weil sie Angst haben, einmal erzielte Gewinne wieder zu verspielen. Und sie halten zu lange an Verlierer-Aktien fest, weil sie hoffen, dass deren Wert wieder steigt. Das sind zwei Kardinalfehler, die Aktionäre immer wieder machen und zwar seit Generationen.
Glaubt man Verhaltensforschern, sind unsere Gene daran schuld. Unsere über viele Tausend Jahre entwickelten Jagd- und Angstmechanismen scheinen uns im modernen Leben oft einen Streich zu spielen. Auch an der Börse. Das lässt sich in vielen Tausend Kundenportfolios nachweisen. So haben wir uns viele Privatanleger-Depots mit schwacher Wertentwicklung angesehen und festgestellt, dass dort während der Laufzeit ein oder mehrere Strategiewechsel durchgeführt wurden. Und zwar immer zu falschen Zeitpunkten.
Wechsel der Anlagestrategie zur falschen Zeit
Das grundsätzliche Handlungsschema war in fast allen untersuchten Fällen nahezu identisch: Die betreffenden Anleger neigten dazu, ihren Aktienanteil während gut laufender Börsenphasen sukzessive zu erhöhen. Am Ende einer Hausse hatten sie dann eine Aktiengewichtung, die überhaupt nicht mehr ihrer eigenen Risikomentalität entsprach.
Der Grund dafür ist leicht nachvollziehbar: Eine gute Marktentwicklung sorgt in der Regel für zunehmende Sorglosigkeit. Etwaige Warnhinweise werden immer weniger ernst genommen. Bei fallenden Märkten ist es dagegen genau umgekehrt: Aus Angst vor weiteren Verlusten neigen Anleger dazu, immer mehr Positionen glattzustellen. Unterm Strich lässt sich das als zyklisches Anlageverhalten beschreiben.
Die Folge eines solchen Handelns: Das eigene Depot enthält am Ende einer Schwächephase systematisch viel zu wenige Risikopapiere. Und am Ende eines Aufschwungs ist das Depot mit Aktien, die sehr hoch bewertet und damit für Kurskorrekturen anfällig sind, vollkommen überfrachtet. Langfristig sorgt das für suboptimale Renditeergebnisse sowie ein stark schwankendes Risikoprofil.
Anlagetipps gegen Angst und Gier
Wer langfristig an der Börse erfolgreich sein will, muss seine urzeitlichen Instinkte deshalb mit einem geeigneten Rezept austricksen. Die Zutaten dafür sind antizyklisches Handeln, gepaart mit eiserner Disziplin. Und so funktioniert es: Man legt entsprechend seiner eigenen Risikoneigung für jede Assetklasse einen bestimmten Depotanteil fest. Liegt dieser Wert für die Aktienquote beispielsweise bei 30 %, sollte eine Umschichtung erfolgen, sobald der Aktienanteil auf 35 % oder 40 % des Depotvermögens angestiegen ist. Gleiches gilt – nur genau entgegengesetzt – wenn sich der Aktienanteil auf 25 % bis 20 % reduziert hat.
Der Effekt: Man kauft nach fallenden Kursen bei einer günstigeren Bewertung hinzu, während man sich nach einem kräftigen Kursanstieg von einem Teil seiner Dividendentitel trennt. Zahllose Studien zeigen: Wer so handelt, sorgt damit nicht nur für langfristig steigendes Vermögen, sondern sorgt auch noch dafür, dass das Depotrisiko – von kleinen Abweichungen abgesehen – immer auf demselben Niveau bleibt. Und da sind wir wieder bei den guten Nachrichten: Es funktioniert wirklich.
Lesen Sie auch:
Wie viele Aktien sollte ich in meinem Portfolio halten?
Die größten Fehler bei der Geldanlage
4 Regeln, mit denen Anleger ihr Depot krisenfest machen können
Ein Beitrag von: