Merkels Krypto-Handy geknackt: Technische Veränderungen offenbar kein Problem
Das als abhörsicher geltende neue Krypto-Handy vom Typ BlackBerry 10, mit dem die Bundeskanzlerin ihre Regierungs-Telefonate führt, soll vom US-Geheimdienst NSA bereits wieder geknackt worden sein.
Ein ranghoher US-Geheimdienstmitarbeiter bestätigte gegenüber der „Bild am Sonntag“, die neuen Krypto-Handys seien bereits entschlüsselt. „Die technischen Veränderungen der Handys beeinträchtigen unsere Arbeit nicht“, zitiert das Blatt den Experten.
Secusmart aus Düsseldorf hat die Bundesregierung und deren Mitarbeiter bislang mit rund 2500 der neuen Verschlüsselungstelefone ausgestattet. Und reagierte prompt: „Die hier verwendeten standardisierten Verschlüsselungsverfahren sind vor allen bekannte Angriffsmethoden sicher – auch vor solchen, die auf Supercomputern beruhen“, erklärte das Düsseldorfer Unternehmen.
Die Nachricht über die nicht wirklich sicheren Krypto-Handys von Merkel und Co. bringt neuen Wind in den NSA-Abhörskandal. Jahrelang hat der US-Geheimdienst die Gespräche der Bundeskanzlerin ohne Skrupel mitgeschnitten. Doch erst Anfang Juni leitete Generalbundesanwalt Harald Range ein Ermittlungsverfahren gegen die NSA wegen des umfassenden Lauschangriffs auf Merkel ein, aber eben nur deshalb: „Ich habe weiterhin mitgeteilt, dass bezüglich der massenhaften Erhebungen von Telekommunikationsdaten in Deutschland im Augenblick keine Ermittlungen einzuleiten sind, dass der Vorgang aber weiter unter Beobachtung bleibt“, sagte Range in Karlsruhe bei der Ankündigung der Ermittlungen wegen Merkel.
Unsicherheiten in bestehenden Infrastrukturen bekannt
Linus Neumann, Sprecher vom Chaos Computer Club in Hamburg, erklärte in diesem Zusammenhang: „Tatsächlich ist es ja so, dass die Unsicherheiten in den bestehenden Infrastrukturen bekannt sind und staatlich gewollt sind. Den Schwarzmarkt für Schwachstellen unterhalten hauptsächlich die Geheimdienste. Das heißt, dass unsere IT-Infrastruktur so gebaut ist, dass sie angreifbar ist, dass sie für Massenüberwachung angreifbar ist, das geht ja auf direkte Bestrebungen unter anderem des Innenministeriums, des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zurück.“
Ex-NSA-Mann Thomas Drake verfügt über „schmutziges Wissen“
Der deutsche Geheimdienst, der Bundesnachrichtendienst, kurz BND, untersteht dem Kanzleramt. Und um diesen wird es am Donnerstag im NSA-Untersuchungsausschuss gehen. Dann wird dort der frühere NSA-Mitarbeiter Thomas Drake aussagen, der bereits angekündigt hat, „spezifische Informationen“ über die Zusammenarbeit zwischen dem US-Geheimdienst und dem BND offenbaren zu wollen. Die Zusammenarbeit habe „Vorrang vor allem anderen und setzt sich über alle Beschränkungen hinweg, die von der jeweiligen Verfassung auferlegt werden“, sagte Drake der Welt am Sonntag. Drake, der früher ein ranghoher Mitarbeiter der NSA war, betonte, dass er über „schmutziges Wissen“ verfüge.
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