Finanzierung 02.01.2025, 08:30 Uhr

Mit Crowdfunding die Forschung voranbringen

Als Finanzierungsinstrument für Start-ups hat sich Crowdfunding längst etabliert. Taugt es auch, um Mittel für die Forschung einzuwerben?

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Crowdfunding ist bei vielen Gründern Teil des Finanzierungsmixes. Aber lassen sich damit auch Mittel für Forschung einwerben?

Foto: PantherMedia / Olivier Le Moal

Innovative Vorhaben brauchen Forschung. Und die ist gerade im Ingenieurumfeld zumeist aufwendig und teuer. Da wäre es schön, wenn man die „Crowd“ mobilisieren könnte, also eine Menge von Personen, die sich im Sinne eines Schwarms mit eigenen Beiträgen an dem Innovationsvorhaben beteiligen. Sei es durch kreative Unterstützung, zum Beispiel über Crowdsourcing, oder durch finanzielle Mittel, etwa durch Crowdfunding. Wenn es finanziellen Vorteile für die Investierenden gibt, beispielsweise durch eine Verzinsung oder Anteile, spricht man vom Crowdinvesting.

Crowdfunding für viele in der Forschung noch Neuland

„Für viele Forschende ist dies noch ein unbekanntes Terrain“, meint hierzu Robin Bürger, Leiter der Forschungsgruppe Crowd Innovation am Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW) in Leipzig. Es soll Erfolgsfaktoren untersuchen, Musterprozesse und Standardverträge entwickeln und auch eruieren, wie man Forschende fit für das Thema crowdbasierte Innovationsinstrumente machen kann. Eine Erkenntnis war bereits, dass die digitale Kommunikation zumeist ein Stück weit überschätzt wird. „Nur weil ein vielversprechendes Innovationsvorhaben im Netz gelikt wird, heißt das noch nicht, dass man offene Türen bei Unterstützenden einrennt“, kommentiert Bürger. Wer das Instrument nutzen möchte, sollte sich grundsätzlich folgende Punkte überlegen: Was genau möchte ich mithilfe der Crowd erreichen? Was ist die Zielgruppe? Auf welchen Medien ist diese unterwegs und wie kann ich sie passgenau ansprechen?

Crowdinstrumente sind niederschwellig und sprechen einen größeren Investorenkreis an

Herzstück ist die Plattform www.crowdinnovation.net. „Hier stellen Forschende aus Universitäten, Transfereinrichtungen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer und Helmholtz ihre Projekte vor und motivieren im Rahmen von Innovation Challenges die Crowd zu aktiver Unterstützung“, erläutert Bürger. So wollte beispielsweise das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) im Rahmen von „Feel the heat“ wissen, für welche weiteren Anwendungen Faserverbundkunststoffe mit integrierten Funktionen sinnvoll eingesetzt werden können.

„Crowdinstrumente haben den großen Vorteil, dass sie relativ niedrigschwellig sind und innerhalb kurzer Zeit viele Menschen erreichen können“, meint dazu Hanna Hottenrott, Professorin für Innovationsökonomik an der TU München und Forschungsbereichsleiterin am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Mittlerweile gebe es Plattformen für unterschiedliche Anliegen.

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Crowdfunding kommt eher für kleinere Projekte in der Forschung infrage

So hat sich zum Beispiel www.startnext.com auf Crowdfunding spezialisiert, während Forscher auf www.zooniverse.org zeitintensive Aufgaben auf viele Köpfe verteilen können. Auf www.surveycircle.com/de lassen sich hingegen Studienteilnehmer für Umfragen finden. „Bei sehr speziellen Projekten, wie bei der Entwicklung einer hochinnovativen Schaltertechnik, lassen sich jedoch erfahrungsgemäß sehr viel weniger Menschen begeistern als bei einem Thema, das viele persönlich betrifft“, so Hottenrott.

„Crowdfunding funktioniert vor allem dann gut, wenn man etwas sehr Greifbares hat, das sich zeitnah umsetzen lässt“, ergänzt Peter H. Seeberger. Der Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung kennt aus seinem Umfeld kein Projekt, das auf diese Weise Geld generieren konnte. „Crowdfunding mag vielleicht bei kleineren Summen eine Option sein, aber nicht, wenn Sie größere Beträge im Millionenbereich benötigen.“ In diesem Fall könnten Stiftungen oder reiche Privatpersonen die besseren Ansprechpartner sein. „In den USA passiert es immer wieder, dass Sponsoren auf Forscher zugehen, um Vorhaben zu unterstützen.“ Die großen amerikanischen Universitäten hätten dazu sogar eigene Development Offices. Die Spender sind oft Firmenchefs, die ein Unternehmen verkaufen.

Sequenzierung des Neandertaler-Genoms kam zum Teil von privaten Förderern

Nach diesem Vorbild wurde 2006 die Max-Planck-Förderstiftung (MPF) gegründet. Diese fördert wissenschaftliche Projekte, für die es sonst keine Mittel geben würde. Ein Beispiel ist die Sequenzierung des Neandertaler-Genoms durch Svante Pääbo, für das er 2022 den Medizin-Nobelpreis erhielt. „Die Gelder zur Unterstützung seiner Forschung vor und nach dem Nobelpreis stammen von privaten Förderinnen und Förderern“, erklärt Karin Theede, Managing Director bei der MPF. Für sie gibt es zwei wichtige Erfolgsfaktoren für die wirksame Forschungsförderung: „Es braucht zum einen die Stabilität durch eine Grundfinanzierung mit öffentlichem Geld.“ Gleichzeitig würden private Mittel die notwendige Flexibilität für innovative Forschungsvorhaben schaffen.

Oft ergeben sich aus den Ergebnissen interessante Geschäftsideen. „Hier unterstützt das Team der MPF-Startup-Initiative unsere WissenschaftlerInnen mit Scouts sowie Mentorinnen und Mentoren bei der Ausgründung, in enger Abstimmung mit der Max-Planck-Gesellschaft und der Technologietransfer-Organisation Max-Planck-Innovation“, so Theede.

Companisto unterstützt regelmäßig Ausgründungen

Anschließend kann wieder die Crowd ins Spiel kommen, diesmal über Investitionsplattformen wie Seedmatch oder Companisto. „Wir unterstützen häufiger Forschungsausgründungen; die Finalisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen haben wir aber noch nicht begleitet“, sagt dazu David Rhotert, Mitgründer und Geschäftsführer von Companisto. Das Risiko sei hier sehr hoch. „Investoren würden sich nur dann gewinnen lassen, wenn das Potenzial groß und die Konditionen attraktiv sind.“ Etwa wenn sie zu einer reduzierten Unternehmensbewertung investieren könnten, weil sie besonders früh mit in das Risiko gegangen sind. „Es gibt noch kein Modell, das diesen Fall wirtschaftlich abbilden könnte“, so Rhotert, der sich auch als Beirat beim Forschungsprojekt Crowd Innovation engagiert. Aktuell würden die Netzwerkpartner aber bereits darüber diskutieren, wie sich beispielsweise Business Angels frühzeitig aktiv einbinden lassen.

Ein Beitrag von:

  • Sabine Philipp

    Sabine Philipp arbeitet seit 2004 als freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technik, Industrie und Wirtschaft.  In ihren Artikel befasst sie sich gerne mit der praktischen Umsetzung von innovativen Technologien und Gesetzesvorgaben.

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