Mitarbeiter bei Virgin bekommen Urlaubs-Flatrate
Die Angestellten der Virgin-Group bekommen in Zukunft so viel Urlaub, wie sie möchten. Chef Sir Richard Branson stellt für dieses Arbeitszeitmodell nur eine Forderung: Die Arbeit muss erledigt sein.
Das ist mal ein Wort: „Es ist allein Sache des Arbeitnehmers zu entscheiden, ob und wann er ein paar Stunden, einen Tag, eine Woche oder einen Monat freinehmen will.“ Das schreibt der Unternehmer und Milliardär Sir Richard Branson in einem Eintrag auf der Website des von ihm gegründeten britischen Mischkonzerns Virgin. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, welches Pensum die Leute schaffen, und nicht darauf, wie viele Stunden oder Tage sie im Büro absitzen“, schreibt der Chef weiter.
Diese weisen Worte gelten allerdings nur für die insgesamt rund 170 Angestellten, die der Holdinggesellschaft in Großbritannien und den USA angehören. Diese 170 Privilegierten arbeiten in Bransons eigenem Stab, für seine Stiftung und in der Vermögensverwaltung. Die Virgin-Group insgesamt beschäftigt aber etwa 50.000 Mitarbeiter.
Die Urlaubs-Flatrate birgt ein Dilemma
Mit seinen Worten hat Selfmade-Milliardär Branson genau das Dilemma beschrieben, in das er seine 170 Privilegierten bugsiert. Entscheidend ist, dass das Arbeitspensum bewältigt wird. Damit verlagert der im Jahre 1999 von der britischen Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagene Unternehmer das betriebswirtschaftliche Risiko auf seine Angestellten. Denn diese müssen in diesem neuen Urlaubskonstrukt ohne Antrag und ohne Kontrolle ganz konkret Ergebnisse innerhalb einer bestimmten Zeit abliefern.
Das verschweigt Branson auch nicht: „Wir gehen davon aus, dass Mitarbeiter sich nur frei nehmen, wenn sie bei ihren Projekten zu 100 Prozent auf dem neuesten Stand sind und der Ansicht sind, dass ihre Abwesenheit dem Unternehmen nicht schadet – genauso wenig wie ihrer Karriere.“ Hinter dieser Denkweise steht der selbstbestimmte Angestellte, der Manager seiner eigenen Karriere ist. Für viele Menschen mag dieses Selbstbild förderlich sein, für einige allerdings kann so eine Anforderung auch leicht zu einer Überforderung führen.
Auf den Trichter mit der Selbstbestimmung hat Branson seine Tochter Holly gebracht, der eine ähnliche Urlaubsregelung beim US-amerikanischen Video-Streaming-Dienst Netflix positiv auffiel. Daraufhin schickte sie ihm einen Artikel aus dem Daily Telegraph zum Thema und schrieb dazu: „Dad, schau dir das mal an. Das beschäftigt mich schon eine Weile und ich glaube, dass es ein Virgin-Ding wäre, den Urlaub der Mitarbeiter nicht zu kontrollieren.“
Virgin ist ein kunterbuntes Firmengemisch
Falls die neue Urlaubs-Flatrate funktioniert, soll sie auch für die komplette Virgin-Group gelten. „Wir ermutigen all unsere Niederlassungen, unserem Beispiel zu folgen“, schreibt Branson. Das kunterbunte Firmenkonglomerat umfasst unter anderem mehrere Airlines, eine Eisenbahngesellschaft, eine Fitnessstudio-Kette, eine Weinhandlung und das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic.
Schon immer wusste der 64-jährige Milliardär mit spektakulären Ideen und Aktionen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. Unter anderem versuchte er als erster Mensch Atlantik und Pazifik mit einem Heißluftballon zu überqueren. Den Grundstock für sein Milliardenvermögen machte der Legastheniker und Schulabbrecher Branson mit der bei Virgin Records im Jahre 1973 erschienenen und über fünf Millionen mal verkauften Langspielplatte Tubular Bells von Mike Oldfield. Sinn für Stil hat der reiche Ritter Branson auch: Er wohnt auf den Virgin Islands.
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