Münchener Aktienprognose: Mit Physik-Theorie zur Super-Rendite
Die Gründer der Münchener Aktienprognose GmbH führen Methoden aus Quantenoptik und Nanophysik mit der Schwarm-Intelligenz zusammen, um Aktienkurse zu prognostizieren. Einzelne Depots legten im vergangenen Jahr um viele tausend Prozent zu.
Von Algorithmen gesteuerter Aktienhandel ist umstritten (siehe auch Artikel oben). Erst recht sind Zweifel geboten, wenn Wunderalgorithmen private Anleger todsicher zum Millionenvermögen führen sollen. Unklar, warum die Anbieter solcher Zauberformeln es nötig haben, Software an Endverbraucher zu verkaufen.
Aber genau das wollen die Gründer der Münchener Aktienprognose GmbH tun. Allerdings setzen sie weniger auf Zauber denn auf Transparenz. Hunderte virtueller Depots, deren Inhaber ihre Prognosen nutzen, sind auf den Webseiten einsehbar, inklusive der jeweils 50 letzten Trades. Von diesen Depots sind 70 % gegenüber dem Kursverlauf des Dax im Plus. Spitzenreiter: das „Monsterdepot“ von Nutzer Ludwig, dessen Wert seit Juli 2011 von 1000 € auf über 134 500 € gestiegen ist. Im Schnitt können sich die Inhaber jener 394 Depots, die über 90 Tage alt sind, über 52 % Wertzuwachs freuen.
Münchener Aktienprognose: Rationale Kauf- und Verkaufsentscheidungen durch Schwarm-Intelligenz
Noch sind die Gewinne rein virtuell. Und Handelsgebühren sind gerade bei erfolgreichen Depots nicht einbezogen bei anderen haben die Nutzer teils unrealistisch hohe Abgaben angesetzt. Die Gründer sammeln so Erfahrungswerte und bekommen öffentlichkeitswirksame Benchmarks. Hinter den Kulissen arbeiten sie – gefördert durch ein Exist-Gründerstipendium – daran, ihre Prognosealgorithmen zu optimieren und deren Datengrundlage zu erweitern. Mittelfristig soll ihr Angebot Privatanlegern rationalere Kauf- und Verkaufsentscheidungen ermöglichen. Dafür setzen sie einerseits auf ihr geballtes Know-how und andererseits auf die Schwarm-Intelligenz der Nutzer. Diese sind eingeladen, Informationen zu teilen und Prognosen abzugeben. Im Hintergrund gewichtet die Software den Input der Mitmach-Anleger anhand ihrer jeweiligen Erfolgsquote – und bezieht die gewichteten Informationen in die Prognosen ein. Je größer der Anleger-Schwarm, desto fundierter werden die Prognosen.
Doch die Intelligenz der Massen ist nur ein Instrument. Das Gründerquartett hat weit mehr in petto. Tassilo Keilmann promovierte 2009 am Max-Planck-Institut für Quantenoptik über stark korrelierte Atome. Karl Gerd Vollbrecht, ebenfalls promovierter Physiker, ist Spezialist für Quantenalgorithmen. Ludwig Ohl hat sich in theoretischer Nanophysik spezialisiert. Und der Vierte im Bunde, Falk von Wildenradt, ist Volkswirt mit Schwerpunkt Finanzmärkte und Wertpapierhandel. Allen gemein ist das wissenschaftliche Interesse an der Mechanik von Finanzmärkten – und die Lust daran, analytische und statistische Methoden der theoretischen Physik für die Modellierung von Handelsbewegungen und Kursverläufen nutzbar zu machen.
Premium-Zugang kostet 49 € im Monat
„Im Grunde genommen übertragen wir Gesetzmäßigkeiten aus Spektralanalysen und Korrelationsauswertungen im Bereich der Quantenoptik auf Marktfrequenzen“, fasst Ohl ihren Ansatz zusammen. Viel tiefer lässt er sich nicht in die Karten schauen (s. Kasten).
Die Gründer bieten für 49 € monatlich einen Premium-Zugang an, für den Nutzer, bis zu 50 Depots anlegen und unbegrenzt viele Trades abwickeln können. Kursverläufe und -prognosen bekommen sie quasi in Echtzeit, wobei historischen Kursverläufe und drei Jahre zurückreichende Kursanalysen einbezogen werden und der Blick bis drei Jahre in die Zukunft gerichtet werden kann. „Natürlich nimmt die Vorhersage-Güte bei solchen Langzeitprognosen ab“, stellt von Wildenradt klar. Für Nutzer des kostenlosen Angebots ist die Prognose-Güte angesichts stark ausgedünnter Datenbasis ohnehin begrenzt. Zudem sind ihnen bei nur einem Depot maximal 15 Handelsbewegungen pro Tag erlaubt.
Münchener Aktienprognose: In Zukunft sollen Anleger am realen Aktienhandel teilnehmen können
In Zukunft sollen Privatanleger über ihre Plattform auch am realen Aktienhandel teilnehmen können. „Wir führen dazu Gespräche mit Kooperationspartnern aus der Finanzbranche“, berichtet Ohl. Als paralleler Vertriebsweg schwebt ihnen vor, ihr Prognose-Know-how B2B zu vermarkten. Auch hier laufen bereits Gespräche mit kleineren Hedgefonds. Die exakte Geschäftsausrichtung ist noch nicht zu 100 % geklärt. Ein denkbarer Ansatz: kostenlose B2C-Angebote, um die Intelligenz eines möglichst großen Schwarms anzuzapfen und die derart fundierten Prognosedaten B2B zu vermarkten.
Um schon jetzt reale Gewinne einzufahren, müssten die Nutzer ihre virtuellen Trades mit entsprechendem Zeitverlust im realen Handel händisch vollziehen.
Natürlich müssen sich auch die jungen Aktienprognostiker die Frage gefallen lassen, warum sie mit ihren Algorithmen nicht einfach Aktien kaufen und reich werden. „Dafür muss man erst einmal Geld haben“, schmunzeln sie. Und noch sei ihr Prognosetool ja nicht fertig. „Doch perspektivisch wollen wir auf jeden Fall auch reales Geld anlegen, etwa in Fonds, die auf Basis unserer Prognosen handeln“, so Ohl.
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