Put-Optionsschneine: Eine Versicherung für das Aktiendepot
Aktienanleger können ihr Depot gegen Verluste absichern. Ein sinnvolles Instrument sind Put-Optionsscheine. Die kosten zwar eine „Versicherungsprämie“, man schläft aber deutlich besser.
„Sell in May and go away“ – die alte Anlegerweisheit scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten. Mit dem beginnenden Monat Mai gingen die Aktienkurse auf Talfahrt. Rund 300 Punkte oder 4 % hat der Dax in den vergangenen zwei Wochen verloren. Weitere Kursverluste bis auf 5900 Punkte oder sogar 5100 Punkte sind nicht ausgeschlossen. Die seit Herbst 2011 erzielten Gewinne wären dann futsch. Anleger sollten ihr Aktiendepot daher absichern. Ein geeignetes Instrument sind Put-Optionsscheine. Damit lassen sich Verluste abfedern oder sogar vollständig kompensieren und – sollten die Aktienkurse dennoch weiter steigen – Chancen offen halten.
Put-Optionsscheine: Verbriefte Verkaufsrechte
Generell verbrieft ein Optionsschein das Recht, nach einem bestimmten Bezugsverhältnis einen bestimmten Basiswert (z. B. Aktie, Anleihe, Index) zu einem vorher festgelegten Basispreis innerhalb einer bestimmten Bezugsfrist (amerikanische Option) oder zum Ende einer Bezugsfrist (europäische Option) zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option).
Wichtig: Optionsscheine gelten als besonders risikoreiche Anlageform. Bevor ein Anleger Optionsgeschäfte tätigen darf, muss er seiner Bank gegenüber bestimmte Informationspflichten erfüllen und schriftlich erklären, dass er sich der mit Optionsscheinen verbundenen Risiken bewusst ist.
Richtig eingesetzt reduzieren Put-Optionsscheine das Verlustrisiko
Richtig eingesetzt jedoch reduzieren sie das Verlustrisiko eines Wertpapierdepots. Der Fachbegriff hierfür ist „hedgen“. Eine „Hedge“ (engl. für Hecke) bezeichnet die Risikobegrenzung eines Handelsgeschäfts durch ein zweites, entgegengesetztes Geschäft.
Wie so ein „Hedge“ funktioniert, veranschaulicht das folgende Beispiel: Ein Anleger möchte sein Dax-ähnliches Aktiendepot im Wert von 100 000 € gegen Kursverluste absichern. Nehmen wir an, der Dax liegt bei etwa 6700 Punkten. Die Laufzeit der Absicherung soll zehn Monate betragen.
Nun sucht der Anleger einen passenden Put-Optionsschein für sein Vorhaben – seine „Versicherung“ gegen Kursverluste. Dahinter steckt die Tatsache, dass Puts tendenziell an Wert gewinnen, wenn der Kurs des Basiswerts (hier: Dax) an Wert verliert. Dieser Zusammenhang wird durch das Sensibilitätsmaß „Delta“ bestimmt.
„Auf diese Weise können sich im Idealfall die beiden entgegengesetzten Positionen ausgleichen und das Saldo des Portfolios verändert sich, bezogen auf die Fälligkeit der Put-Optionsscheine nicht“, erklärt Heiko Weyand von HSBC Trinkaus. Weitere bedeutende Anbieter von Optionsscheinen auf den DAX sind Commerzbank, Deutsche Bank und UBS.
Ein für unser Beispiel passender Put auf den Dax ist etwa das Wertpapier TB6Q0G von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 6700 und einem Ausübungstag am 13. März 2013. Am 3. Mai, bei einem Dax-Stand von 6657 Punkten, kostete der Put-Optionsschein 5,80 €. Der Put hat ein Bezugsverhältnis von 100 zu 1. Der Anleger benötigt also 100 Optionsscheine zur Absicherung eines Basiswerts Dax. Die „Versicherungsprämie“ je Dax beträgt also 580 €.
Da ein Dax-Punkt jeweils mit einem Euro gleichgesetzt werden kann und der Anleger 100 000 € absichern möchte, muss er etwa 15 Mal (100 000 € geteilt durch 6657 Punkte bzw. Euro) diese Prämie bezahlen. Insgesamt kostet den Anleger die Absicherung seines Depots also 8700 € (15 mal 580 €). Das entspricht 1500 Puts. Zusammenfassend lässt sich die Anzahl der benötigten Put-Optionsscheine anhand der folgenden Formel berechnen: Depotwert geteilt durch Dax-Punktestand multipliziert mit dem Bezugsverhältnis.
Kosten für Put-Optionsscheine entstehen in jedem Fall
Die Kosten der Absicherung entstehen dem Anleger auf jeden Fall. Notiert in unserem Beispiel der Dax zum Ausübungstag am 13. März 2013 oberhalb von 6700 Punkten – kommt es nicht zum befürchteten Kursverlust – verfallen die Puts wertlos.
Der Anleger erleidet in diesem Fall also einen Totalverlust seiner Versicherungsprämie. „Das ist genauso wie bei einer Kfz-Versicherung“, sagt Weyand. „Wer keinen Unfall baut, hat die Prämie für den guten Schlaf gezahlt.“
Fällt der Dax bis zum Ausübungstag unter die Marke von 6700 Punkten, besitzt der Optionsschein einen inneren Wert. Dieser steigt mit fallendem Dax-Stand immer weiter. Unterhalb von 6120 Punkten (6700 Punkte – 580 Punkte) hat sich die Versicherungsprämie amortisiert.
Während der Laufzeit kann der Anleger den Optionsschein auch jederzeit über die Börse verkaufen – dies ist zumindest bei den weitverbreiteten amerikanischen Optionen möglich.
Generell hängt die Höhe der „Versicherungsprämie“ von der erwarteten Schwankungsbreite des Basiswerts ab – Fachleute sprechen von impliziter Volatilität. Da die Höhe der impliziten Volatilität mit der Erwartung von deutlichen Kursverlusten in der Regel zunimmt, kostet ein Hedge – wie eine normale Versicherung – umso mehr, je wahrscheinlicher der Eintritt eines Schadensfall ist. Als Faustregel gilt: Je niedriger die implizite Volatilität, desto günstiger sind Optionsscheine.
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