Russland teilprivatisiert die Kalaschnikow-Fertigung
Im Zuge der Neuordnung der russischen Wehrtechnik hat sich die Regierung in Moskau entschieden, 49 Prozent des Kapitals der so genannten Kalaschnikow-Gruppe zu privatisieren. Käufer sind zwei russische Industrielle, Alexei Kriworuschko und Andrei Bokarjew.
Kriworuschko betreibt die elektrischen Bahnen, die Moskau mit seinen Flughäfen verbindet. Bokarjew ist stark im sibirischen Kohlebergbau engagiert. Beide zusammen bezahlen für ihre Kalaschnikow-Beteiligungen 41 Millionen US-Dollar. Zugleich aber haben sie sich verpflichtet, weitere 78 Millionen US-Dollar die in Raten über die kommenden zwei Jahre fällig werden, für Investitionen von Kalaschnikow zur Verfügung zu stellen.
Die AK-47 ist Russlands mit Abstand bekanntestes Industrieprodukt
Die seit dem Jahre 1947 produzierte und nach ihrem Erfinder, dem ehemaligen Panzerkommandanten Michail Kalaschnikow, benannte Waffe ist das weltweit bisher meist produzierte Erzeugnis seiner Art. Allein die Rote Armee verfügt derzeit über 17 Millionen Exemplare. In jüngerer Zeit sind allerdings bis zu 40 Prozent der AK-47 -Jahresproduktion in die Vereinigten Staaten verkauft worden, wo die AK-47 begeisterte private Schützen wie aber auch die Öffentliche Hand als Käufer hat. Mitte August dieses Jahres haben die amerikanischen Streitkräfte 591 000 AK-47 bestellt, obwohl sich mit dieser Waffe nicht die NATO-Standardmunition verschießen lässt.
Die besonderen Reize der AK-47 für die Käufer liegen in der Simplizität ihrer Konstruktion. Sie ist einfach herzustellen und besonders einfach zu warten. Dabei funktioniert sie im Gegensatz zu manchen westlichen Hochleistungswaffen auch bei Nässe und Verdreckung. Mit gewissen Vorkehrungen lässt sich die AK-47 neuerdings sogar unter Wasser einsetzen. Die extrem hohen Produktionszahlen dieser Waffe haben außerdem dazu geführt, dass inzwischen sämtliche möglichen Defektquellen weitestgehend ausgemerzt sind. Die maximale Feuergeschwindigkeit der AK-47 liegt bei rund 100 Schuss in der Minute.
Aber die AK-47 ist selbst in Russland nicht ohne Konkurrenz
Ungeachtet ihrer weltweiten Verbreitung ist die AK-47 selbst in Russland keineswegs ohne Konkurrenz. Drastisch verdeutlicht wurde das im Sommer dieses Jahres als die Rote Armee als neue Infanterie-Waffe nach eingehender Erprobung nicht die AK-47 sondern vielmehr das Konkurrenzmodell „Ratnik“ (russisch für „Krieger“) bestellte, das in Russland im Werk Degtariew produziert wird. Was bei dieser Bevorzugung der „Ratnik“ schließlich den Ausschlag gegeben hat, ist im Westen bisher noch nicht zweifelsfrei bekannt.
Äußerlich gleich die „Ratnik“ mehr modernen westlichen Waffen als es die AK-47 tut. Dabei verfügt die „Ratnik“ auch nicht mehr über die hellbraunen Holzteile, die stark zu ihrem Erscheinensbild in aller Welt beigetragen haben. Von einzelnen westlichen Fachleuten wird angenommen, dass die Teilprivatisierung der Kalaschnikow-Gruppe den Zweck hat, durch neues Kapital die Fertigung und die Waffe selbst schneller und stärker zu modernisieren, als es die staatliche Wehrtechnik angesichts vielfältiger anderer Programme zu tun in der Lage wäre.
Russland reorganisiert Wehrtechnik und sucht privates Kapital
Russland steht am Anfang der Verwirklichung eines Zehn-Jahres-Plans zur Modernisierung und Reoganisation seiner Wehrtechnik, die die zugleich auch exportintensive Branche schlagkräftiger machen soll. Dazu wird nach Andeutungen aus dem Kreml gerade auch nach privatem Kapital Ausschau gehalten. Die meisten Waffenproduzenten im Rahmen der russischen Wehrtechnik sind in der StaatsholdingRostechnologiizusammengefasst, die auch die 49-prozentige Beteiligung an Kalaschnikow verkauft hat.
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