Siemens Energy: So geht es jetzt weiter
Siemens Energy will Tausende Stellen abbauen – obwohl das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. Alle Fragen und Antworten dazu.
Es klingt überaus widersprüchlich: Siemens Energy ist wieder in den schwarzen Zahlen – und will dennoch Stellen streichen. Weltweit will die Sdas Unternehmen 7.800 Stellen in der Sparte Gas and Power abbauen. 3.000 allein in Deutschland.
Das ist insgesamt jeder zwölfte Job im Unternehmen. Bis zum Jahr 2025 soll der Abbau umgesetzt worden sein, besonders die Bereiche Verwaltung, Vertrieb und Management sind betroffen.
Wie geht es jetzt weiter? Und warum ist Siemens Energy überhaupt diesen Schritt gegangen? Alle wichtigen Fragen und Antworten:
Warum streicht Siemens Energy so viele Stellen?
Siemens Energy hatte sich im vergangenen Jahr erst vom Mutterkonzern abgespalten und war an die Börse gegangen: Am 1. April 2020 entstand die Siemens Energy AG durch eine Umstrukturierung bei Siemens. Der Mutterkonzern überführte dazu seine Energiesparte in die neue Ausgründung.
Die Siemens AG hält jetzt noch etwa 35 % der Anteile. Das Unternehmen schreibt nach einer Flaute wieder schwarze Zahlen. Von Oktober bis Dezember 2020 verdiente Siemens Energy 99 Millionen Euro. Insgesamt hatte Energy zuvor einen Milliardenverlust hinnehmen müssen.
Doch die Rückkehr in die Gewinnzone scheint nicht zu reichen. Siemens Energy will seine Profitabilität steigern – auch um sich auf die Zukunft und die Transformation des Energiemarktes vorzubereiten. Das Unternehmen ist nach wie vor auch im Bereich fossile Energien wie Kohle, Gas und Öl tätig – und will sich hier wohl sukzessive zurückziehen oder zumindest verkleinern. Die Nachfrage nach fossilen Energien und der Technologie dahinter sinkt seit einigen Jahren rapide. Die Auslastung an Produktionsstandorten wie in Berlin, an denen Gasturbinen hergestellt werden, sinkt entsprechend mit – deutlich.
Siemens Energy: Schwacher Börsenstart
„Wir sind uns bewusst, dass unsere Pläne Teilen der Belegschaft viel abverlangen“, sagte Vorstandsvorsitzende Christian Bruch, der 2020 vom Industriegaskonzern Linde zu Siemens Energy gewechselt war. „Daher ist es unser Ziel, diese Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich durchzuführen.“ Aber es sei ein „schmerzvoller und schwieriger Prozess“.
Der Stellenabbau ist Teil eines großangelegten Spar-Programms: Siemens Energy will ab 2023 mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr einsparen.
Werden Standorte geschlossen?
Der Konzern wolle Standortschließungen vermeiden, hieß es in ersten Mitteilungen. Wo genau Jobs abgebaut werden sollen, dazu äußerte sich die Unternehmensführung bislang nicht. Klar ist aber: Vor allem im Bereich der konventionellen Energieerzeugung wird es Stellenabbau geben. Berichten zufolge dürften dabei die Standorte Berlin, Duisburg und Mühlheim besonders betroffen sein.
Wird es Kündigungen bei Siemens Energy geben?
Zumindest dieses Versprechen ist im Raum: Man wolle versuchen, ohne Kündigungen auszukommen. Siemens Energy hatte erst kurz zuvor mit den Arbeitnehmervertretern in Deutschland eine Vereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen, die genau diesen Punkt einschließen.
Offshore-Parks graben sich den Wind ab
IG Metall-Gewerkschaftssekretär Hagen Reimer sagte laut der Deutschen Presseagentur, die aktuellen Pläne seien die erste Bewährungsprobe für die Zukunftsvereinbarung. Man werde das für jede einzelne Stelle, die abgebaut wird, genau prüfen.
Wo liegt die Zukunft?
Klar ist: Das Unternehmen wird sich stärker auf den Bereich der erneuerbaren Energien konzentrieren. Der wiederum ist auf das Unternehmen Siemens Gamesa ausgelagert. Das mischt unter anderem auf dem asiatischen Markt mit, wo Offshore-Technologie stark nachgefragt ist. “Wir sind dort stärker präsent”, sagte Dennis Butsch, Project Manager Execution bei Siemens Gamesa, Ende 2020. Siemens Gamesa verzeichnet derzeit vier Offshore-Anlagen vor der Küste Taiwans.
Windenergie: Boom in Asien lockt deutsche Unternehmen
Neben Windfarmen in der Nord- und Ostsee sorgen sowohl 8-Megawatt-Offshore- als auch 6-Megawatt-Offshore-Anlagen für Energie in den USA und eben auch in Taiwan: Derzeit ist eine 14-Megawatt-Offshore-Windturbine aus dem Gamesa-Werk in Cuxhaven für das bevorstehende 300-Megawatt-Projekt “Hai Long 2” in dem asiatischen Land vorgesehen.
Das verspricht saftige Gewinne, auch andere Unternehmen wie der Essener Innogy-Konzern sind längst vor allem in den taiwanesischen Markt eingestiegen.
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