So ungerecht ist der deutsche Arbeitsmarkt
Von Jobchancen bis Work-Life-Balance: Eine aktuelle Studie von SThree deckt Ungerechtigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt auf. MINT-Fachkräfte erwarten dabei, von Arbeitgebern mit attraktiven Maßnahmen gebunden zu werden.
„Jeder ist seines Glückes Schmied“: Dieser Satz steht für Chancengleichheit und dass jeder Mensch sein persönliches Lebens- und Berufsziel erreichen kann. Doch stimmt das wirklich? Eine neue Studie der internationalen Personalorganisation SThree zeigt Ungerechtigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Eine Erkenntnis der Erhebung besagt, dass die Herkunft maßgeblich die Chancen auf dem Jobmarkt beeinflusst. Wir beleuchten die repräsentative Studie „So arbeitet Deutschland“.
Der Bildungsabschluss entscheidet über die Karriere – das glauben vor allem ältere Generationen. Für 28 Prozent der Befragten hemmt die Nationalität und für 24 Prozent die soziale Herkunft die Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In den Studienergebnissen wird eine soziale Schere in der Arbeitswelt deutlich. Fast die Hälfte der Befragten mit Migrationshintergrund sehen die Nationalität als besondere Hürde, aber nur 26 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund.
„Die Jugend scheint den Glauben an den Weg zum sozialen Aufstieg z.B. in den Mittelstand nicht zu haben“, so Timo Lehne, Geschäftsführer von Sthree.
Bezug nimmt Lehne auf die 15 Prozent de 18- bis 24-Jährigen, die gute Jobaussichten mit einem hohen Bildungsabschluss verbinden.
„Dabei ist der deutsche Ausbildungs- und Stellenmarkt keinesfalls gesättigt und bietet viel Ein- und Aufstiegs-potential, auch für Quereinsteiger – insbesondere bei dem vorherrschenden Fachkräftemangel in Deutschland“, so Lehne.
Auswirkungen der Corona-Pandemie trüben die Gemüter der Befragten zusätzlich. 23 Prozent sagen, dass die Pandemie ihnen klar gemacht habe, dass Arbeit vorrangig der Existenzsicherung dient. Trotz potentiell besserer Gehaltsaussichten können sich nur 20 Prozent vorstellen, in eine andere Branche zu wechseln. 37 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen fest, dass die Bedeutung von Arbeit im Gesundheits- und Pflegebereich durch die Corona-Pandemie größer geworden ist.
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Wie lässt sich Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt erzielen?
34 Prozent der Befragten sehen den Staat in der Bringschuld. Vor allem Kindern aus sozial schwachen Familien sollen laut 31 Prozent besser unterstützt werden. Mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern wünschen sich jeweils nur halb so viele (14 Prozent). Frauen (18 Prozent) sehen hier häufiger Handlungsbedarf als Männer (9 Prozent).
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Jüngere Arbeitnehmer suchen Sinn im Job – und hohes Gehalt
Jüngere (18-24 Jahre) sehen in der Corona-Krise eine große Chance, sich mit der Sinnsuche im Job auseinanderzusetzen und die Welt besser zu machen (53 Prozent). Klimawandel und Nachhaltigkeit spielen dabei eine entscheidende Rolle.
„Sinnhaftigkeit im Job und Corporate Purpose sind Themen, um die künftig kein Unternehmen drum herumkommen wird. Auf die Frage, welchen übergeordneten Sinn ein Unternehmen und damit die Arbeit jedes Mitarbeiters hat, sollte jeder Arbeitgeber eine Antwort haben“, gibt Timo Lehne an.
Neben den Werten, die ein Unternehmen vertritt, ist noch immer das ausschlaggebendste Kriterium der Mitarbeiterbindung ein überdurchschnittliches Gehalt. Ingenieure und Ingenieurinnen haben hier weniger Sorgen, denn das Jahresgehalt ist über alle Branchen hinweg attraktiv. Das belegt die Gehaltsstudie von ingenieur.de. Für 49 Prozent der Befragten ist ein hohes Gehalt wichtig.
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Drehte sich die öffentliche Diskussion in den vergangenen Jahren um den Punkt, dass jungen Absolventen vor allem die persönliche Verwirklichung in der Karriere wichtig ist, zeigt die Studie von Sthree ein anderes Bild – für 61 Prozent, die studieren, ist das Gehalt für eine langfristige Unternehmensbindung ausschlaggebend. Eine gute Work-Life-Balance wünschen sich 45 Prozent der Befragten.
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MINT-Fachkräfte wollen gebunden werden
Laut Timo Lehne können Unternehmen vor allem gesuchte MINT-Fachkräfte mit besonderen Maßnahmen binden. Firmen, die hier nachlässig agieren, werden unattraktiver gegenüber der Konkurrenz. Das gilt sowohl für deutsche als auch ausländische Fachkräfte. „Viele Unternehmen suchen händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften, doch die Studie zeigt nur eine geringe Wechselbereitschaft zwischen den Branchen. Diese ist mit hohen Erwartungen, insbesondere der jungen Generation, verbunden. Im Pre- und Onboarding können Unternehmen beispielsweise durch einfache Maßnahmen wie Mentoring-Programme, Care-Pakete zum Berufseinstieg oder Unterstützung bei Behördengängen für ausländische Fachkräfte punkten und die Personalbindung von Beginn an fördern.“
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Immerhin sagen 20 Prozent aus, darunter besonders jene mit hohen Bildungsabschlüssen, dass sie ihren Traumberuf bereits gefunden haben und sich keinen Wechsel in ein anders Berufsfeld vorstellen können.
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Über die „So arbeitet Deutschland-Studie“
Die Studie wurde von Sthree in Kooperation mit YouGov durchgeführt. Mehr als 2.000 in Deutschland lebende Personen ab 18 Jahren wurden von der Personalberatung befragt. Sthree gibt es seit 1986. Die international tätige Personalberatung wurde in London gegründet.
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