Staatsschulden durch die Decke – wo soll dies noch hinführen?
Als Vermögensverwalter ist man diese Tage besonders gefordert. Oftmals sorgen sich Anleger aber eher vor den Folgen der staatlichen Rettungsprogramme, als vor der Corona-Pandemie. Denn dass der Virus beizeiten seinen Zenit überschreitet, davon gehen Anleger aus – aber die Staatsschulden, die bleiben uns dauerhaft erhalten.
China hat gezeigt, dass ein Zurückfahren der sozialen und wirtschaftlichen Aktivität die Ausbreitung des Corona-Virus bremsen kann. Da können demokratisch geführte Regierungen nicht nachstehen, denn bei der Rettung von Menschenleben, ist ein Sachschaden in Kauf zu nehmen, so die landläufige Argumentation.
Diese politischen Aktivitäten, die eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich wissen, führen politisch gewollt innerhalb kürzester Zeit zu über zwei Millionen Kurzarbeitern in Deutschland, in den USA haben sich in der ersten Shutdown-Woche bereits mehr als drei Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.
Angesichts dieser durch politische Maßnahmen ausgelösten Existenzängste stehen die Politiker natürlich besonders unter Druck, mit zusätzlichen Steuerausgaben den wirtschaftlichen Schock zu abzufedern. Rund 5.000 Milliarden US-Dollar wollen die G7-Staaten via Fiskus zusätzlich ausgeben. Die Wege sind dabei vielfältig und fließen teils sogar via Direktzahlungen an Bürger.
Gleichzeitig wird für die betroffenen Staaten 2020 aber steuerlich wenig zu holen sein. Viele Unternehmen werden keine Gewinne erwirtschaften, die Mehrwertsteuereinnahmen werden einbrechen, auch die Einkommenssteuer steht vor einem drastischen Einbruch. Daher ist die Sorge vieler Bürger durchaus berechtigt: Wenn bereits die Finanzkrise 2008 der Auslöser gewesen ist für die sich in 2011 manifestierte Staatschuldenkrise in Griechenland, Portugal und Italien, was wird dann erst der fiskalische Tsunami in 2020 anrichten?
Um es bereits vorweg zu nehmen: Gold ist ein sinnvoller Baustein jeder Vermögensanlage, da den staatlich beeinflussten Währungssystemen in der Vergangenheit zu Recht nur bedingt getraut werden konnte. Aber: Ein Staat ist so gut wie nie zahlungsunfähig, sondern so gut wie immer zahlungsunwillig, sprich die Steuerlast der Bürger kann oder soll nicht weiter angehoben werden. Zahlen sollen die Zeche stattdessen die Staatsanleiheinhaber.
So wenig intuitiv es auf den ersten Blick scheinen mag, aber der Euro stellt einen Anreiz dar, die Schulden weiter zu bedienen. Denn wenn ein schwaches Land aus dem Euro austreten muss, weil es die Schulden nicht mehr bedienen will, dann kann dies unweigerlich zu einer Knappheit lebenswichtiger Güter führen – ein Szenario, welchem sich keine demokratisch legitimierte Regierung aussetzen will.
Zudem bietet der Euro als weithin genutzte Währung ohne Zahlungsbilanzdefizit eine zusätzliche Stabilität, da der Abzug von ausländischem Kapital keine existentiellen Risiken darstellt. Auch die Europäische Zentralbank-Bilanz ist als Auffanglager für anderswo nicht gelittene Staatsanleihen geeignet.
Was kann also schief gehen?
- Die EU-Bürger transferieren im großen Stil Gelder aus dem Euro in andere Währungen. Unwahrscheinlich, denn dies müsste fast soweit gehen, dass die EU-Bürger bspw. den US-Dollar als zweite Währung im täglichen Warenverkehr nutzen, wie dies in Argentinien der Fall ist;
- Die Regierungen aus schwachen Euro-Ländern reizen den ihnen zustehenden fiskalischen Spielraum soweit aus, dass die Geldmenge im gesamten Euro-Raum rapide zunimmt. Nicht ausgeschlossen, aber es gibt innerhalb der Europäischen Union gewisse Sanktionsmechanismen (Stimmrechte, Haushalte), die zu einer gewissen Disziplinierung nötigen.
- Ein starkes Euro-Land entscheidet sich aus dem Euro auszutreten. Hier bleibt fast nur Deutschland, wo es derzeit nicht annähernd eine politische Mehrheit gibt, dem Euro den Rücken zu kehren. Diese politische Stimmungslage kann aber drehen und die gilt es besonders im Auge zu haben.
Als Fazit bleibt – viele Staaten stehen vor enormen zusätzlichen Staatsschulden. Von den USA über Japan und zahlreichen Öl-produzierenden Staaten bis hin zu den Europäischen Ländern. Aber: Der Euro erscheint kurzfristig nicht gefährdet, auch da die virusbedingten wirtschaftlichen Folgen nicht vor den Ländergrenzen Halt gemacht haben. Dennoch: Ein wenig Gold schadet nie.
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