Klimaneutralität 15.06.2023, 10:30 Uhr

Studie verrät: So entwickelt sich der grüne Wasserstoffmarkt bis 2050

Deloitte hat eine Studie veröffentlicht, in der es um den Ausbau von grünem Wasserstoff weltweit ging. Demnach wächst der grüne Wasserstoffmarkt bis 2050 auf 600 Millionen Tonnen Handelsvolumen und einen Umsatz von 1,4 Billionen Dollar. In dieser Zeit sollen bis zu zwei Millionen neue Arbeitsplätze entstehen, wobei Nordafrika am meisten vom Wasserstoff-Hochlauf profitieren soll.

grüner Wasserstoff

In einer Studie von Deloitte geht es um den globalen Ausbau von grünem Wasserstoff bis 2050.

Foto: Panthermedia.net/Fahroni (YAYMicro)

Grünem Wasserstoff gehört die Zukunft, das wird immer deutlicher. Damit bis im Jahr 2050 eine globale Klimaneutralität erreicht werden kann, sind hohe Investitionen erforderlich, die jedoch deutlich hinter dem liegen, was derzeit noch jährlich für die Öl- und Gasförderung liegen. Eine aktuelle Studie von Deloitte beschäftigt sich mit diesem Thema, die Ergebnisse möchten wir Ihnen hier präsentieren.

Der grüne Wasserstoffmarkt bis 2050

Damit das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden kann, ist bis dahin ein Handelsvolumen von fast 600 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff notwendig, so die Meinung von Experten. Im Einklang mit dieser Nachfrageprognose wird der Markt für grünen Wasserstoff voraussichtlich einen Umsatz von 1,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2050 erreichen. Diese Entwicklung birgt auch ein enormes Potenzial für die Schaffung neuer Arbeitsplätze weltweit. Es wird geschätzt, dass bis 2050 etwa 2 Millionen Arbeitsplätze durch die grüne Wasserstoffindustrie entstehen könnten.

Das alles geht aus der aktuellen Studie „Green hydrogen: Energizing the path to net zero. Deloitte’s 2023 global green hydrogen outlook“ des Deloitte Center for Sustainable Progress hervor. Die Studie hebt auch hervor, dass der weltweite Wasserstoffhandel bis 2050 Exporteinnahmen von mehr als 280 Milliarden US-Dollar pro Jahr generieren wird. Dabei wird Nordafrika aufgrund seines hohen Exportpotenzials voraussichtlich am meisten profitieren, mit geschätzten jährlichen Einnahmen von 110 Milliarden US-Dollar.

„Diese Analyse eröffnet privaten und öffentlichen Entscheidungsträgern hervorragende Möglichkeiten, die Energiewende zu beschleunigen“, sagte Joe Ucuzoglu, Deloitte Global CEO. „Während Wind, Sonne und andere traditionelle Formen erneuerbarer Energien für eine Netto-Null-Zukunft unverzichtbar sind, zeigt die Studie von Deloitte, wie grüner Wasserstoff dazu beitragen kann, die Dekarbonisierung einiger der emissionsintensivsten Sektoren der Welt in Angriff zu nehmen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum insbesondere in Entwicklungsländern zu fördern.“

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Grüner Wasserstoff erreicht 85 Prozent Marktanteil

Laut der vorliegenden Studie wird grüner Wasserstoff den globalen Energiemix dominieren und bis 2050 einen Marktanteil von 85 Prozent mit über 500 Millionen Tonnen erreichen. Dies verdeutlicht das immense Potenzial und die zunehmende Bedeutung von grünem Wasserstoff als Schlüsselkomponente einer nachhaltigen Energieversorgung.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch erhebliche Investitionen erforderlich. Bis 2050 werden insgesamt rund 9,4 Billionen Dollar in die Wasserstoffversorgungskette investiert werden müssen, wobei davon 3,1 Billionen Dollar in den Entwicklungsländern benötigt werden. Dies bedeutet im Durchschnitt Investitionen in Höhe von etwa 375 Milliarden Dollar pro Jahr.

Es ist interessant anzumerken, dass dieser Betrag deutlich unter den jährlichen globalen Ausgaben für Öl- und Gasförderung liegt. Im Jahr 2022 beliefen sich diese Ausgaben auf rund 417 Milliarden Dollar. Dies verdeutlicht das Potenzial für eine Verschiebung der Investitionen von fossilen Brennstoffen hin zu sauberen, erneuerbaren Energiequellen wie grünem Wasserstoff.

Industrie und Verkehr haben den größten Durst

Laut den Berechnungen der Fachleute von Deloitte entfällt bis 2050 voraussichtlich etwa 42 Prozent der Gesamtnachfrage nach grünem Wasserstoff auf die Industrie, während der Verkehrssektor einen Anteil von 36 Prozent ausmacht. Insgesamt könnten zu diesem Zeitpunkt kumulativ bis zu 85 Gigatonnen CO2 eingespart werden. Diese Einsparungen sind von enormer Bedeutung, um die globalen Klimaziele zu erreichen und den Klimawandel einzudämmen.

Professor Dr. Bernhard Lorentz, globaler Leiter der Nachhaltigkeitsberatung bei Deloitte: „Grüner Wasserstoff ist der wichtigste Baustein, wenn wir unser Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen wollen. Der Aufbau eines globalen Marktes für diesen sauberen Energieträger bietet gleichzeitig neue wirtschaftliche Chancen für heutige Schwellen- und Entwicklungsländer. Der internationale Handel von gasförmigem Wasserstoff macht allerdings nur dort Sinn, wo Pipelineverbindungen wirtschaftlich und geopolitisch machbar sind. Aus deutscher Perspektive ist hier Norwegen von zentraler Bedeutung. Für Europa insgesamt betrifft dies im Wesentlichen Pipelineanbindungen nach Nordafrika.“

Vier Regionen produzieren besonders viel grünen Wasserstoff

Bis zum Jahr 2050 werden vier Regionen weltweit insgesamt 46 Prozent der Wasserstoffproduktion und 90 Prozent des Handels für sich beanspruchen. Diese Regionen umfassen Nordafrika (44 Millionen Tonnen), Australien (16 Millionen Tonnen), Nordamerika (24 Millionen Tonnen) und den Nahen Osten (13 Millionen Tonnen).

Diese Gebiete zeichnen sich durch ihre reichhaltigen Ressourcen und ihre günstigen Bedingungen für die Wasserstoffproduktion aus. Nordafrika und Australien verfügen über bedeutende Potenziale für erneuerbare Energien, wie z.B. Sonnen- und Windenergie, die für die Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden können. Nordamerika und der Nahe Osten haben ebenfalls beträchtliche Ressourcen und eine entwickelte Infrastruktur, um große Mengen an Wasserstoff zu erzeugen und zu exportieren.

Im Hinblick auf den Handel mit Wasserstoff werden Europa, Japan, Korea und Indien zu den wichtigsten Importzentren gehören. Diese Regionen werden voraussichtlich mehr als 80 Prozent des Welthandels mit Wasserstoff abwickeln. Johannes Trüby, Partner Deloitte und Co-Autor der Studie ergänzt: „Wasserstoffimporte können die Versorgungssicherheit verbessern und die Abhängigkeit von Erdgasimporten verringern. Voraussetzung ist aber, dass Deutschland von Anfang an den Markt mitgestaltet, Produktionskapazität im Globalen Süden – wo grüner Wasserstoff kostengünstig hergestellt werden kann – mitaufbaut und die Diversität der Anbieter fördert.“

Abhängigkeiten werden verringert

Im Jahr 2021 stammte mehr als die Hälfte des in Europa benötigten Erdgases von den drei größten Erdgaslieferanten außerhalb Europas. Diese Zahlen verdeutlichen die starke Abhängigkeit Europas von externen Erdgasquellen.

Ein diversifizierter Wasserstoffmarkt würde jedoch zu einer anderen Situation führen. Im Jahr 2050 hätten die drei größten nicht-europäischen Wasserstoffproduzenten gemeinsam nur noch einen Marktanteil von rund einem Viertel, wenn die Berechnungen eintreffen. Der große Vorteil für Europa: Solch ein breiter und vielfältiger Wasserstoffmarkt würde die Abhängigkeiten enorm verringern. Sie würde es Europa ermöglichen, auf verschiedene Wasserstoffquellen zurückzugreifen und die Versorgung auf stabile und nachhaltige Weise zu gewährleisten.

Drei Empfehlungen für einen erfolgreichen und nachhaltigen Wasserstoffmarkt

Die Autoren der Studie geben der Politik drei Empfehlungen, um den Übergang zu sauberem Wasserstoff zu fördern. Diese Empfehlungen umfassen:

  1. Schaffung der Marktgrundlage: Die Autoren der Studie empfehlen, nationale und regionale Strategien zu entwickeln, um dem Markt für sauberen Wasserstoff Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dazu gehört auch die Entwicklung eines robusten und gemeinsamen Zertifizierungsverfahrens, das Transparenz gewährleistet. Darüber hinaus ist eine internationale Koordinierung erforderlich, um politische Konflikte zu mildern und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu fördern.
  2. Ansporn zum Handeln: Es wird angeraten, klare Zielvorgaben festzulegen und Märkte für Produkte auf der Basis von sauberem Wasserstoff zu schaffen. Dies kann durch gezielte Instrumente wie steuerliche Anreize und Subventionen erreicht werden, um die Kostenunterschiede zwischen sauberen und fossilen Technologien zu verringern. Unternehmen sollten unterstützt werden, sauberen Wasserstoff in ihre Wertschöpfungsketten zu integrieren.
  3. Langfristige Widerstandsfähigkeit sicherstellen: Es wird empfohlen, die Wertschöpfungsketten von Handelspartnern bis hin zu Rohstofflieferanten zu diversifizieren, um Engpässe während des Übergangs zu sauberem Wasserstoff zu vermeiden. Ein Schwerpunkt sollte auf der Verbesserung der Infrastruktur liegen, um den effektiven Transport von sauberem Wasserstoff (z. B. durch Pipelines und Seewege) und die Speicherung (z. B. durch strategische Reserven) zu ermöglichen.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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