Tagesgeld bei einer Bank im Ausland anlegen: Ja oder Nein?
Ein Tagesgeldkonto ist der ideale Parkplatz für Erspartes, auf das man jederzeit zugreifen möchte. Oft sind es ausländische Institute, die hohe Zinsen für Tagesgeld bieten. Doch was passiert, wenn die Bank zahlungsunfähig wird? Das Geld ist zwar nicht automatisch futsch, aber…
Lohnt sich Tagesgeld?
Ja, Tagesgeld lohnt sich wieder. Vorausgesetzt, man setzt auf ein Angebot, das die Inflation mehr als ausgleicht. Die Inflationsrate in Deutschland sank von 8,8 Prozent im November 2022 über 6,4 Prozent im Juni 2023 auf 2,9 Prozent im Januar 2024. Im Februar fiel sie abermals auf 2,5 Prozent. Während die Inflationsrate also kontinuierlich zurückgeht, haben einzelne Tagesgelder ein Niveau erreicht, das die allgemeine Preissteigerung wettmacht.
So stiegen nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen bundesweit verfügbarer Angebote von 0,46 Prozent zu zu Beginn des Jahres 2023 auf 1,70 Prozent zum Jahresende. Laut dem Vergleichsportal Biallo haben die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen ihren Höhepunkt im Oktober 2023 erreicht und stagnieren seither bei um die 2,20 Prozent. Während einzelne Angebote aber deutlich über der Drei-Prozent-Schwelle — und damit oberhalb des Inflationsniveaus — liegen, zahlen die über 350 Sparkassen in Deutschland nach einer BILD-Auswertung Sparern im Schnitt nur 0,62 Prozent Zinsen (Stand: März 2024). Das lohnt sich nicht.
Wer die Rendite steigern möchte, kann von einem Angebot zum nächsten hoppeln — via Zins-Hopping. Allerdings ist der Aufwand, immer wieder neue Tagesgeldkonten zu eröffnen, um Neukunden-Angebote mitzunehmen, relativ groß und definitiv lästig. Zudem ist die Verzinsung auf Tagesgeldkonten variabel, kann sich so schnell drehen wie das Wetter. So führte etwa die schwedische Ikano Bank Anfang 2024 ein Neukunden-Angebot über 4,21 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld ein, stampfte dieses aber nach kurzer Zeit wieder ein. Seitdem gibt es für alle einheitlich 2,76 Prozent auf das Guthaben. Tagesgeld ist verwirrend, aber wenig verlässlich, zumindest auf lange Sicht.
Ausländische Anbieter von Tagesgeld
Wer Tagesgeld bei einer ausländischen Bank parkt, kann sich unter Umständen über stattliche Zinsen freuen.
Die luxemburgische Advanzia Bank zahlt Sparern ab einer Mindesteinlage von 5.000 Euro aktuell 3,97 Prozent aufs Tagesgeld. Die spanische Direktbank Open Bank, Tochter der Santander Bank, verspricht Neukunden 3,9 Prozent Zinsen für sechs Monate. Anschließend wird das Guthaben mit 2,8 Prozent verzinst. Auch die Big Bank aus Estland wendet sich mit 3,85 Prozent an Neukunden, die nach Ablauf von sechs Monaten mit 2,9 Prozent rechnen können. Bei der schwedischen TF Bank profitieren Neukunden sechs Monate lang von einem Tagesgeldzins von 3,80 Prozent, sacken hiernach aber auf 1,45 Prozent ab (Stand jeweils: 20.03.2024).
Eine Auswahl ausländischer Bankinstitute mit Tagesgeldangeboten:
- Ikano Bank (Schweden)
- Advanzia Bank (Luxemburg)
- Open Bank (Spanien)
- Suresse Direkt Bank (Spanien)
- TF Bank (Schweden)
- Consorsbank (Frankreich)
- Renault Bank Direkt (Frankreich)
- Stellantis Direktbank (Frankreich)
- Barclays (Irland)
Tagesgeld im Ausland anlegen?
Banken im Ausland locken bisweilen mit hohen Tagesgeldern. Dabei sollten sich Verbraucher aus Deutschland hauptsächlich im europäischen Ausland umschauen, zum Beispiel in Frankreich, Schweden, Estland, den Niederlanden oder Luxemburg. Bei Überweisungen in ein Nicht-EU-Land entstehen mitunter horrende Transaktionskosten, die den erwarteten Zinsgewinn wieder auffressen oder sogar ins Negative verkehren.
Außerdem stellen sich viele Sparer die Frage: Wie sicher ist mein Geld bei einer ausländischen Bank? Die Pleite der Kaupthing Bank ist vielen noch in Erinnerung. Das isländische Institut strich im Oktober 2008 die Segel. Rund 30.000 deutsche Sparer mussten neun Monate zittern, bevor sie ihre Ersparnisse vom isländischen Staat zurück erhielten. Dies auch nur, weil Island Kredite aufnahm.
Wie sicher ist mein Tagesgeld?
In Deutschland gilt die gesetzliche Einlagensicherung für alle privaten Banken, die hier ihren Hauptsitz haben. Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken werden durch institutseigene Sicherungssysteme geschützt. Auch Niederlassungen von Banken aus Staaten außerhalb der EU bzw. des EWR-Raums sind Mitglied der hiesigen gesetzlichen Einlagensicherung, über welche bis zu 100.000 Euro pro Anleger und Bank abgesichert sind, in Einzelfällen sogar bis zu 500.000 Euro.
Eine deutsche Niederlassung eines Instituts aus einem anderen EU- oder EWR-Staat ist über die Einlagensicherung des jeweiligen Herkunftslandes geschützt. Laut Finanzaufsicht (Bafin) verspricht die Absicherung des Herkunftslandes „einen zumindest gleichwertigen Schutz wie die deutsche gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen.“ Wenn Sparer wissen möchten, wie hoch die Absicherung in den genannten Fällen ist, empfiehlt die Bafin, sich an die Aufsichtsbehörde des Herkunftslandes zu wenden. Eine Liste mit Adressen der Aufsichtsbehörden finden Interessierte über www.bafin.de.
Ergänzend zur gesetzlichen Einlagensicherung gibt es in Deutschland für private Banken auch noch eine freiwillige Einlagensicherung. Dieser Fonds wird über Prämien der Mitgliedsbanken finanziert. Seit dem 1. Januar 2023 beträgt die Sicherungsgrenze für private Sparer maximal fünf Millionen Euro, ab 2025 werden es nur noch drei Millionen Euro sein, ab 2030 eine Million Euro.
Wichtig: Der Einlagensicherungsfonds ersetzt erst im Anschluss an die jeweilige Heimatlandsicherung die Einlagen. Viele ausländische Geldhäuser gehören dem privaten System an. Welche Banken dem Fonds angehören können Sparer per Online-Formular beim Bundesverband deutscher Banken ermitteln (bankenverband.de). Wenn Sparer den Namen einer Bank dort nicht finden, gehört sie nicht der freiwilligen Sicherung an. Dies ist zum Beispiel bei der DenizBank der Fall. Hier greift nur der gesetzliche Schutz Österreichs.
Aber wie sicher ist mein Geld nun bei einer Bank im Ausland? Zunächst gilt für Einlagen (Tagesgeld, Festgeld, Sparbücher und auf den Namen lautende Sparbriefe) EU-weit ein Mindestschutz von 100.000 Euro pro Kunde. Das ist die gesetzliche Heimatsicherung.
Ein Blick auf die Bonitätsnoten der einzelnen Länder verschafft Orientierung. Relevant sind insbesondere die Ratings von Agenturen wie S&P, Moody’s und Fitch. Gute Bonitätsnoten haben erfahrungsgemäß nordeuropäische Länder wie Schweden, Niederlande und Österreich, weniger gute südeuropäische wie Italien oder Portugal. Auch handelt es sich zum Teil um KEINE Euroländer, die Sicherung erfolgt also in der jeweiligen Währung wie zum Beispiel der schwedischen Krone. Nicht unterschätzen sollten Sparer zudem, dass im Fall der Fälle die rechtliche Auseinandersetzung eventuell in einer anderen Sprache geführt werden muss.
Grundsätzlich empfehlen Experten: Mehr als 100.000 Euro sollten Sparer nicht auf einem Tagesgeldkonto anlegen — weder bei einem inländischen noch bei einem ausländischen Institut.
Muss ich Steuern auf Tagesgeld im Ausland zahlen?
Ja, Kapitalerträge im Ausland müssen deutsche Anleger versteuern. So wird die Kapitalertragssteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag (5,5 Prozent) und eventuell Kirchensteuer (8 bis 9 Prozent) fällig, sofern der Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft ist. Für Alleinstehende liegt der Freibetrag bei 1.000 Euro, für Paare bei 2.000 Euro.
Darüber hinaus ziehen manche Länder von den Kapitalerträgen Quellensteuer ab. Die Quellensteuer ist von Land zu Land unterschiedlich hoch. Manche Staaten verlangen auch gar keine Quellensteuer auf erwirtschaftete Zinsen; dazu gehören Frankreich, Malta, Luxemburg, die Niederlande, Estland und Schweden. In Ländern, mit denen Deutschland Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen hat, können Anlegerinnen und Anleger bis zu 15 Prozent der ausländischen Quellensteuer auf die in Deutschland fällige Abgeltungssteuer angerechnet werden.
Achtung: Deutsche Banken führen die Steuern direkt an das Finanzamt ab, ausländische Banken tun das nicht. Anleger müssen die Kapitalerträge in ihrer Steuererklärung angaben, andernfalls droht Ärger mit dem Finanzamt.
Ein Beitrag von: