Tankstellen müssen Preisänderungen sofort dem Bundeskartellamt melden
Das Bundeskartellamt hat eine Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTSK) eingerichtet, wohin Tankstellen ab sofort jegliche Preisänderung innerhalb von fünf Minuten einreichen müssen. Eine Minute später sind die Preise im Web zu finden.
Günstigere Kraftstoffpreise und eine Belebung der Konkurrenz sind die Ziele des Bundeskartellamtes, die es mit der neuen Benzinpreis-Meldestelle verfolgt. Dem Autofahrer bietet das neue Verfahren die Möglchkeit schnell und unkompliziert die aktuell günstigste Tankstelle in seinem Umfeld zu finden.
In den nächsten Wochen startet die Arbeit der Meldestelle und ab Herbst können sich die Autofahrer jederzeit mit ihrem Smartphone, Navigationsgerät oder Computer über die aktuellen Benzinpreise informieren.
Derzeit können schon die Kraftstoffpreise von 13 100 der rund 14 500 Tankstellen in Deutschland abgerufen werden, so das Bundeskartellamt. Möglich ist dies aufgrund der kurzen Takte, in denen die Behörde kostenlos und unverbindlich jede gemeldete Preisänderung weiterleitet.
Erste Anbieter von Tank-Apps sind der ADAC und Clever Tanken
Gestartet haben den Benzinpreis-Vergleich der Automobilklub ADAC und das Portal Clever-Tanken.de. Sämtliche Preise für Superbenzin, Superbenzin E10 und Diesel werden dort schon im Minutentakt aktualisiert.
Der ADAC informiert die Autofahrer in ihrer Stadt oder im Umkreis über die günstigsten Preise und ermöglicht die Erstellung einer Liste von den persönlichen Tankstellen-Favoriten. Bald sollen fast alle Tankstellen deutschlandweit auf der App des ADAC zu finden sein. Außerdem wird die ADAC Maps-App helfen, die Benzinpreise zu vergleichen.
Clever Tanken liefert neben den Preisen von Super E 10, Super und Diesel auch die günstigsten Preise für Biodiesel, Autogas oder Lkw-Diesel. Diese kommen jedoch nicht von der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamtes.
In den nächsten Tagen werden weitere acht Dienste mit ihren Tank-Apps an den Start gehen. Und rund 100 Interessenten von Benzinvergleichs-Portalen haben schon ihre Anträge beim Kartellamt liegen.
Nutzen der Vergleichsportale wird bezweifelt
Was sind zunächst erst einmal nach einem Nutzen für den Autofahrer anhört, könnte sich nach Meinung einiger Experten aber auch ins Gegenteil verkehren. Denn nicht nur die Autofahrer erhalten eine komplette Marktübersicht, sondern auch die Tankstellen selbst. Die Anbieter könnten möglicherweise ihre Preise abstimmen, befürchten beispielsweise Experten der Universität St. Gallen, die zu dem Thema eine Studie erstellt haben. „Die Tankstellen können sich jetzt quasi beim Zentralrechner über die Konkurrenz informieren. So wird es ihnen vereinfacht, die Preise anzugleichen. Es wird auch weniger Tankstellen geben, die ausscheren und versuchen über Preise Kunden zu gewinnen, weil sie sozusagen gleich wieder eingeholt würden“, erklärte der Leiter der Studie Holger Haedrich im Gespräch mit tagesschau.de.
Hinzu kommt, dass sowieso nur wenige Autofahrer wegen günstigerer Benzinpreise einen Umweg fahren. Was auf den ersten Blick nach einer Ersparnis aussieht, muss sich nicht unbedingt lohnen: Ein Preisunterschied von fünf Cent pro Liter klingt viel, bringt bei einer 50-Liter-Tankfüllung jedoch nur 2,50 Euro. Da stellen sich viele Autofahrer die Frage, ob Zeitaufwand und Umweg sich rechnen.
„In den nächsten Monaten wird sich zeigen, was die Markttransparenzstelle bringt. Heute achtet nur jeder fünfte Autofahrer auf den Preis an der Tankstelle, das könnten demnächst mehr werden“, sagte Steffen Bock, Geschäftsführer von Clever Tanken, der „Welt“. Seit zehn Jahren bietet Clever Tanken den Vergleich von Benzinpreisen an.
Sollte aber das Preisniveau insgesamt eher ansteigen als fallen, würde sich die Einrichtung der neuen Meldestelle nicht lohnen. Und nicht nur die Autofahrer sondern auch die Steuerzahler, die für die Behörde aufkommen, wären sauer.
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