Todeskreuz am Aktienmarkt gleich Grund zur Panik?
Das Todeskreuz erschüttert den US-Aktienmarkt. Was das Signal bedeutet und warum es nicht zwangsläufig zum Crash führt.

Das sogenannte Todeskreuz sorgt stets für leicht panische Reaktionen auf dem Aktienmarkt.
Foto: PantherMedia / moxumbic
An den internationalen Börsen brodelt es. Ein charttechnisches Signal sorgt bei Analystinnen und Analysten derzeit für erhöhte Wachsamkeit – das sogenannte „Todeskreuz“. Es hat beim US-Leitindex S&P 500, dem technologiegetriebenen Nasdaq 100 und mehreren Einzelwerten wie Tesla und Nvidia ausgelöst. Was steckt dahinter – und wie besorgniserregend ist dieses Signal wirklich?
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Todeskreuz?
Das Todeskreuz (englisch: Death Cross) ist eine Formation in der technischen Analyse. Es entsteht, wenn der 50-Tage-Durchschnittskurs – also der Durchschnittswert der letzten 50 Handelstage – unter den 200-Tage-Durchschnitt fällt. Damit durchschneidet die kurzfristige Entwicklung die langfristige von oben nach unten. Viele Börsenbeobachtende werten dies als Hinweis auf einen beginnenden Abwärtstrend.
Die Idee dahinter: Wenn kurzfristig weniger gezahlt wird als im längerfristigen Durchschnitt, könnte das Vertrauen in die Märkte schwinden. Technische Analystinnen und Analysten sehen das als Signal für eine mögliche Wende nach unten.
Wo trat das Todeskreuz auf?
Im April dieses Jahres zeigte sich das Muster beim S&P 500. Der Index umfasst 500 der größten börsennotierten US-Unternehmen. Auch beim Nasdaq 100, der vor allem Technologiewerte bündelt, war das Signal zu erkennen. Tesla und Nvidia – beides prominente Vertreter der Branche – bildeten ebenfalls Todeskreuze aus.
Die Folge: Innerhalb weniger Tage rutschten die Kurse stark ab. Tesla und Nasdaq 100 verloren zeitweise bis zu 25 %. Nvidia verzeichnete ein Minus von etwa 12 %.
Warum sorgt das Todeskreuz für Unsicherheit?
Das Signal hat eine gewisse Historie – und die ist oft mit heftigen Kursverlusten verbunden. So trat ein Todeskreuz zum Beispiel im März 2020 während der Corona-Krise auf. Damals fiel der S&P 500 um rund 14 %. Ähnliche Muster zeigten sich im Jahr 2000 zur Dotcom-Blase und 2007 kurz vor der globalen Finanzkrise.
Aus dieser Perspektive wirkt das Signal wie ein dunkler Vorbote. Doch viele Fachleute mahnen zur Gelassenheit.
Kein Garant für einen Crash
Adam Turnquist, technischer Chefstratege bei LPL Financial, äußerte sich gegenüber Business Insider differenziert: „Während Todeskreuze anzeigen, dass die jüngste Kursentwicklung an Schwung verliert und ein Warnsignal für mögliche Abwärtsrisiken sein können, ist der Name nicht so düster, wie er klingt.“
Auch eine Analyse von Reuters relativiert das Signal: In 54 % der Fälle hatte der S&P 500 seinen Tiefpunkt bereits vor dem Erscheinen des Todeskreuzes erreicht. In den anderen 46 % fielen die Kurse zwar weiter – im Schnitt um 19 % –, aber eben nicht immer.
Todeskreuz: Früh- oder Spätindikator?
Hier scheiden sich die Meinungen. Manche Analystinnen und Analysten interpretieren das Muster als Vorbote einer bevorstehenden Korrektur. Andere sehen es eher als Ergebnis bereits erfolgter Kursverluste. Im letzteren Fall wäre das Todeskreuz eher ein Rückblick als ein Ausblick.
Auch das Timing spielt eine Rolle. „Wenn man ein Todeskreuz mit einem ziemlich starken Abschwung hat, erhält man in der Regel viel bessere Terminrenditen. Das bedeutet, dass man einen Großteil des Schadens bereits eingepreist hat“, so Turnquist.
Kommt nun die Erholung?
Turnquist untersuchte Todeskreuze, die nach einem Kursrückgang von 15 % oder mehr auftraten. In diesen Fällen verzeichnete der S&P 500 in den darauffolgenden zwölf Monaten durchschnittlich 16 % Gewinn. Die Wahrscheinlichkeit für ein Plus lag bei 83 %.
Diese Zahlen zeigen: Das Todeskreuz muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. Im Gegenteil – es kann auch ein Wendepunkt sein.
Ein Blick auf den politischen Kontext zeigt weitere Einflussfaktoren: US-Präsident Donald Trumps Importzölle und handelspolitische Maßnahmen wirken sich derzeit stark auf den Markt aus. Zusätzlich kursierten Gerüchte, Trump wolle den US-Notenbankchef Jerome Powell entlassen. Solche Nachrichten befeuern die Unsicherheit zusätzlich.
Wie sollten Anlegerinnen und Anleger reagieren?
Die wichtigste Empfehlung der Fachleute: Besonnen bleiben. Technische Indikatoren wie das Todeskreuz sind Werkzeuge, keine Prophezeiungen. Sie können Hinweise geben, aber keine Zukunft voraussagen. Panikverkäufe sind in den wenigsten Fällen hilfreich.
Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger sollten das Marktgeschehen aufmerksam verfolgen, aber nicht übereilt handeln. Auch eine breitere Analyse – etwa mit Blick auf Unternehmensgewinne, geopolitische Entwicklungen oder Zinsentscheidungen – ist sinnvoll.
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