Trumps Zölle: Was bedeutet das für die deutsche Autobranche?
US-Präsident Donald Trump verschärft den Handelsstreit mit der EU, indem er 25 % Strafzölle auf alle Autoimporte verhängt – eine Maßnahme, die besonders die deutsche Autoindustrie trifft. Doch Europas Binnenmarkt kann großes Potenzial für deutsche Exporte bieten.

US-Präsident Donald Trump verschärft den Handelsstreit mit der EU, indem er 25 Prozent Strafzölle auf alle Autoimporte verhängt – eine Maßnahme, die besonders die deutsche Autoindustrie trifft
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Seit seinem Amtsantritt hat Donald Trump hohe Zölle auf Importe aus aller Welt angekündigt. Jetzt macht er Ernst: Der US-Präsident verhängt Strafzölle von 25 % auf alle Autoimporte an und eskaliert damit den Handelskonflikt mit der EU. Dabei ist die deutsche Autoindustrie besonders hart getroffen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie sehen die neuen Zölle konkret aus?
- EU-Markt bietet mehr Potenzial als die USA
- Rückgang der Exporte in die USA durch neue Handelsbarrieren
- Europa wächst stärker als erwartet
- „Der EU-Binnenmarkt ist ein schlafender Riese“
- Handelshemmnisse in der EU – auch ohne Zölle spürbar
- Zusätzliche Wachstumschancen durch Bürokratieabbau
Wie sehen die neuen Zölle konkret aus?
Die neuen Zölle gelten für alle importierten Fahrzeuge – von Kleinwagen über Limousinen und SUVs bis hin zu leichten Nutzfahrzeugen – sowie für zentrale Autoteile und treten laut Weißem Haus am 3. April in Kraft, wobei bereits bestehende Zölle bestehen bleiben.
„Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen – BMW, Volkswagen, Mercedes Benz“, sagte Trump. Gleichzeitig sei es wegen weiterer Handelshemmnisse „fast unmöglich“, US-Autos in die EU zu importieren.
Fakt ist: Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 % Zoll erheben, verlangt die EU 10 % auf US-Autoimporte. Allerdings sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25 % deutlich höher. Trump stört sich auch an weiteren Vorschriften der EU wie strengen Emissions- und Sicherheitsstandards. Immer wieder kritisiert er dabei auch die in Europa erhobene Mehrwertsteuer. Das ist allerdings wenig stichhaltig – unter anderem, weil US-Autoimporte hinsichtlich der Mehrwertsteuer denselben Bedingungen unterliegen wie europäische Fahrzeuge.
EU-Markt bietet mehr Potenzial als die USA
Das könnte die deutsche Exportwirtschaft vor neue Herausforderungen stellen. Denn kein anderes Land nahm 2024 so viele neue Pkw aus Deutschland ab wie die USA: Sie lagen mit einem Anteil von 13,1 % an den Exporten vorn, gefolgt von Großbritannien (11,3 %) und Frankreich (7,4 %).
Doch es gibt auch eine andere Perspektive: Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bietet Europa deutlich mehr Wachstumschancen. Bis 2035 könnten deutsche Exporte in europäische Nachbarländer das schrumpfende US-Geschäft nicht nur ausgleichen, sondern sogar übertreffen.
Rückgang der Exporte in die USA durch neue Handelsbarrieren
Die USA gehören traditionell zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Doch neue Zölle und Handelshemmnisse könnten das ändern. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Exporte in die Vereinigten Staaten unter Druck geraten. Laut Deloitte könnten die Ausfuhren bis 2035 jährlich um durchschnittlich 3,2 % zurückgehen. Das würde bedeuten, dass der Wert deutscher Exporte in die USA von heute 84 Mrd. € auf nur noch 59 Mrd. € fällt – ein Rückgang um rund 25 Mrd. € innerhalb eines Jahrzehnts.
Noch im Herbst des vergangenen Jahres war Deloitte von einem jährlichen Wachstum von 1,8 % ausgegangen. Die aktuellen politischen Entwicklungen unter US-Präsident Donald Trump haben diese Einschätzung grundlegend verändert.
Europa wächst stärker als erwartet
Ganz anders sieht die Lage innerhalb Europas aus. Hier haben die Analystinnen und Analysten ihre Prognose deutlich nach oben korrigiert. Statt von den bisher erwarteten 1,8 % jährlichem Wachstum gehen sie nun von durchschnittlich 2,5 % aus. Der europäische Markt könnte somit eine entscheidende Rolle für die deutsche Exportwirtschaft spielen – gerade wenn der Handel mit den USA weiter ins Stocken gerät.
Schon heute liegt das Exportvolumen der zehn wichtigsten europäischen Handelspartner Deutschlands bei rund 357 Mrd. € – das ist mehr als das Vierfache des USA-Geschäfts. Bis 2035 könnten die Ausfuhren auf 467 Mrd. € anwachsen, also fast das Achtfache der dann erwarteten US-Exporte.
„Der EU-Binnenmarkt ist ein schlafender Riese“
Oliver Bendig, Partner und Leiter der Industrieberatung bei Deloitte, bringt es auf den Punkt: „Der EU-Binnenmarkt ist ein schlafender Riese für die deutsche Industrie.“ Allerdings sieht er auch Handlungsbedarf. Das Potenzial sei nur dann voll nutzbar, wenn bestehende Handelshürden innerhalb der EU abgebaut würden.
Handelshemmnisse in der EU – auch ohne Zölle spürbar
Trotz des Binnenmarktes und der Zollfreiheit gibt es viele bürokratische Hürden im innereuropäischen Handel. Unterschiedliche technische Standards, Zertifizierungen, Vorgaben zur Verpackung oder Entsorgung und komplexe Steuerregelungen erschweren den Austausch.
Bendig warnt: „Die bürokratische Belastung von deutschen Unternehmen, die in Europa Handel treiben, ist sehr hoch und in den letzten Jahren weiter gestiegen.“
Deloitte stützt sich dabei auf Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Demnach verursachen diese Hürden bei Industriegütern im Schnitt einen Kostenaufschlag von bis zu 44 %. Das bedeutet: Deutsche Unternehmen zahlen durch bürokratische Vorgaben fast die Hälfte mehr für den Handel innerhalb Europas.
Zusätzliche Wachstumschancen durch Bürokratieabbau
Würde die EU es schaffen, nur die Hälfte dieser Belastungen abzubauen, könnte das den jährlichen Zuwachs der Exporte um ein weiteres Prozent steigern. Würden alle Hürden vollständig beseitigt, wäre sogar eine Verdoppelung des Wachstums möglich. In konkreten Zahlen: jährlich mindestens ein Prozentpunkt mehr – zusätzlich zum bereits erwarteten Plus von 2,5 %.
Davon würden vor allem der Maschinenbau und die Elektroindustrie profitieren. In diesen Bereichen sind die bürokratischen Anforderungen besonders hoch. In der Automobil- und Chemiebranche hingegen wäre der Effekt geringer. Hier sind viele Prozesse bereits harmonisiert. (mit dpa)
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