Trumps Zölle auf Stahl und Alu: Was bedeutet das für Deutschland?
Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium könnten die deutsche Wirtschaft stark belasten. Welche Folgen hat das für Exporteure? Wie regieren Deutschland und Europa?
US-Präsident Donald Trump hat Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt. Die geplanten Abgaben von 25 % sollen weltweit gelten und damit auch deutsche Exporte betreffen. „Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas“, erklärte Trump auf dem Weg zum Super Bowl. Damit setzt er seinen wirtschaftspolitischen Kurs fort, der darauf abzielt, US-amerikanische Unternehmen zu schützen und das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten zu verringern. Doch was bedeutet diese Entscheidung für die deutsche Wirtschaft?
Inhaltsverzeichnis
EU warnt Trump
Die Europäische Union spricht eine deutliche Warnung an US-Präsident Donald Trump aus und kritisiert mögliche neue Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. „Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte“, erklärte die für Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel. Sie betonte zudem: „Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen.“
Die Behörde unter der Führung von Ursula von der Leyen unterstrich, dass die Einführung solcher Zölle aus Sicht der EU nicht nur rechtswidrig, sondern auch wirtschaftlich schädlich sei. „Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihre eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die Inflation anheizen“, heißt es weiter in der Mitteilung. Zusätzlich würden Zölle die wirtschaftliche Unsicherheit verstärken und die Effizienz sowie die globale Marktintegration beeinträchtigen.
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sagte dem Sender TF1: „Es gibt kein Zögern, wenn es darum geht, unsere Interessen zu verteidigen.“ Die EU-Kommission werde „die Sektoren festlegen, die Gegenstand dieser Vergeltungsmaßnahmen sein werden.“ Niemand sollte ein Interesse daran haben, in einen Handelskonflikt mit der EU einzutreten, füge er hinzu.
Deutschlands Stahlindustrie und die Bedeutung des US-Marktes
Deutschland ist der größte Stahlproduzent der EU und belegt weltweit den siebten Platz hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Die deutsche Stahlindustrie liefert zwar rund 80 % ihrer Exporte an andere europäische Staaten, doch die USA bleiben ein wichtiger Markt. Deutsche Unternehmen exportierten im Jahr 2023 Stahl und Aluminium im Wert von mehreren Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. Sollte Trump seine Pläne umsetzen, wären vor allem deutsche Stahlproduzenten und Automobilzulieferer betroffen.
Thyssenkrupp sieht für sich keine großen Folgen
Thyssenkrupp sieht keine wesentlichen Auswirkungen durch die angekündigten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Der Konzern betont, dass der Hauptmarkt für seinen Stahl in Europa liegt und der Export in die USA nur eine geringe Rolle spielt. Der Großteil des US-Geschäfts entfällt auf Handel und die Automobilzuliefersparte, die stark auf lokale Produktion setzt, wodurch Zollrisiken minimiert werden. Eine genaue Bewertung der Folgen sei erst möglich, wenn die Zölle tatsächlich in Kraft treten und mögliche EU-Gegenmaßnahmen bekannt sind.
„Grundsätzlich ist Thyssenkrupp in diesen Geschäften in den USA gut aufgestellt mit einem beträchtlichen Anteil an lokaler Fertigung für den lokalen Markt. Ein Großteil der Produktion für US-Kunden findet innerhalb der USA statt,“ sagte ein Sprecher. Dieser Fokus auf lokale Produktion minimiere das Risiko in Bezug auf mögliche Zollrisiken und ähnliche regulatorische Änderungen.
Das sagt die Wirtschaftsvereinigung Stahl
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist die Stimme der Stahlindustrie in Deutschland. Ihr Präsident Gunnar Groebler äußerte sich zur Ankündigung Trumps folgendermaßen: „Die Ankündigung des US-Präsidenten, Strafzölle auf alle Stahlimporte zu verhängen, trifft die Stahlindustrie in Deutschland und in der Europäischen Union in mehrfacher Hinsicht – und zur Unzeit. Zum einen ist die USA der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Allein aus Deutschland wird jedes Jahr rund eine Millionen Tonnen meist Spezialstähle in die USA exportiert. Aus der EU gelangen etwa 20 % der gesamten Stahlexporte in den US-Markt“.
Groebler appelliert an die EU und erwartet eine geeinte, planvolle und rasche Handlung: „Zum einen braucht es jetzt schnell eine konsequente Anpassung der Schutzmaßnahmen, der sogenannten EU-Safeguards. Denn die Zölle auf Stahl, die von den USA angekündigt sind, werden zu Mengenumleitungen nach Europa führen, wodurch der ohnehin bestehende Importdruck durch Überkapazitäten aus China weiter verstärkt wird. Zum zweiten rufen wir die EU nach wie vor dazu auf, mit den USA im Gespräch über ein sektorales Abkommen zu bleiben. Ein solches Global Arrangement on Steel and Aluminum könnte uns Europäer auf verschiedensten Ebenen stärken.“
Eskalation des Handelsstreits möglich? Die wirtschaftlichen Risiken
Wirtschaftsexperten warnen vor einer erneuten Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und der EU. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt, was zu einer Gegenreaktion der Europäischen Union führte. Damals legte die EU Strafzölle auf eine Reihe von US-Produkten fest, darunter Jeans, Bourbon-Whiskey und Motorräder. Diese Maßnahmen führten zu erhöhten Preisen für Verbraucher und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks. Nach der Wahl von Joe Biden wurden diese Zölle ausgesetzt, doch nun droht eine Wiederaufnahme der protektionistischen Maßnahmen.
Ein verschärfter Handelskonflikt könnte deutsche Exporteure besonders hart treffen. Die deutsche Wirtschaft befindet sich bereits in einer schwierigen Phase: Das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt, und die exportabhängige Industrie leidet unter gestiegenen Energiepreisen sowie der schwachen Nachfrage aus China. Zusätzliche Zölle würden die Situation weiter verschärfen.
Reaktionen aus Europa: Drohen Gegenmaßnahmen?
Die Europäische Union zeigte sich zuletzt entschlossen, auf Trumps neue Zölle zu reagieren. Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärten, dass Europa nicht untätig bleiben werde. Bereits während Trumps erster Amtszeit hatte die EU umfangreiche Gegenmaßnahmen vorbereitet. Auch dieses Mal könnten Vergeltungszölle auf US-Produkte folgen.
Ein weiterer Handelskonflikt könnte jedoch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Spannungen verstärken. Die transatlantischen Beziehungen wurden bereits durch vorherige Handelsstreitigkeiten belastet. Sollte Trump erneut aggressive Wirtschaftspolitik betreiben, könnte dies das Vertrauen zwischen den USA und Europa weiter untergraben.
Bislang keine offizielle Bestätigung aus Washington
Hinsichtlich möglicher Gegenmaßnahmen der EU stellte die Kommission klar: „Wir werden nicht auf allgemeine Ankündigungen ohne Details oder schriftliche Klarstellung reagieren.“ Bislang sei keine offizielle Mitteilung über die Einführung zusätzlicher Zölle auf EU-Waren eingegangen.
Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump Strafzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte verhängt. Diese wurden während der Amtszeit seines Nachfolgers Joe Biden, der von 2021 bis Januar dieses Jahres im Amt war, durch ein Stillhalteabkommen entschärft. Die Einigung wurde erzielt, nachdem die EU als Reaktion auf die US-Zölle Ausgleichszölle auf Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter eingeführt hatte.
Langfristige Auswirkungen auf deutsche Unternehmen
Sollten die neuen Zölle tatsächlich in Kraft treten, wäre das ein schwerer Schlag für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Besonders betroffen wären Unternehmen aus der Stahl- und Aluminiumbranche, aber auch andere Industriezweige, die auf Geschäfte mit den USA angewiesen sind.
Neben direkten Exportverlusten könnten sich die Maßnahmen auch auf die Lieferketten auswirken. Viele deutsche Unternehmen beziehen Rohstoffe aus den USA oder haben Tochtergesellschaften dort. Steigende Preise für importierte Materialien würden die Produktionskosten verteuern und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen schwächen.
Darüber hinaus dürfte die Verunsicherung auf den Märkten zunehmen. Investoren reagieren sensibel auf protektionistische Maßnahmen, und eine Eskalation des Handelsstreits könnte zu Kursverlusten an den Börsen führen. Auch deutsche Automobilhersteller, die in den USA stark vertreten sind, könnten unter den Zöllen leiden. (mit dpa)
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