Trumps Zoll-Hickhack lässt Passagierzahlen einbrechen
Trumps Zollpolitik trifft die Luftfahrt: Sinkende Passagierzahlen und gestörte Lieferketten belasten Airlines in den USA und Europa.

Gut für die Umwelt - schlecht für die Airlines: Trumps Politik sorgt zunehmend für Unsicherheit und lässt die Passagierzahlen schrumpfen.
Foto: Panthermedia / kasto (YAYMicro)
Donald Trumps Zollpolitik zeigt erste Auswirkungen auf die globale Luftfahrt. Inlands- und Auslandsflüge werden seltener gebucht, die Buchungszahlen schrumpfen. Die Sorge wächst – nicht nur wegen der Passagierzahlen, sondern auch wegen gestörter Lieferketten. Airlines in Europa und den USA stehen unter Druck. Sollte es zu weiteren Handelsbarrieren zwischen den USA und Europa kommen, droht eine Verschärfung der Situation.
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Flugreisen werden seltener
Die Auswirkungen der US-Zollpolitik unter Donald Trump lassen sich mittlerweile auch in der Luftfahrt deutlich spüren. Der Trend ist klar: Immer mehr Menschen verzichten auf Flugreisen – aus Sorge vor einer angeschlagenen Wirtschaft, hoher Inflation und steigenden Preisen.
Die Luftfahrtbranche zeigt sich beunruhigt. Maria Latorre vom Kreditversicherer Euler Hermes warnt: „Wegen der steigenden Sorgen um die US-Wirtschaftskraft und die inflationären Folgen“ sei eine deutliche Verlangsamung des Tourismus zu beobachten – sowohl in Richtung China als auch zwischen den USA und Europa. Die Buchungszahlen gehen bereits spürbar zurück.
Lufthansa hält sich noch bedeckt
Die Lufthansa äußert sich derzeit vorsichtig. Zum Nordatlantikmarkt, einem der wichtigsten Märkte des Konzerns, gibt es aktuell keine Angaben. Noch im März berichtete Konzernchef Carsten Spohr von stabilen Buchungszahlen und hohen Ticketpreisen, insbesondere von US-Kundinnen und -Kunden. Auch Condor sieht bislang keine dramatischen Einbrüche, spricht von Zahlen „im Rahmen der Markterwartungen“.
Doch wie lange kann das gutgehen? In den USA zeigen sich bereits erste Rückgänge. Behörden, Geschäftsreisende und private Personen verzichten vermehrt auf Inlandsflüge. Die großen US-Airlines reagieren: Sie korrigieren ihre Prognosen nach unten oder verzichten ganz auf eine Voraussage. Auch Virgin Atlantic verzeichnet einen Rückgang bei Flügen zwischen Großbritannien und den USA.
Handelszölle bedrohen die Lieferketten
Noch sind zivile Flugzeuge und deren Bauteile von Zöllen ausgenommen. Grundlage ist ein Abkommen zwischen der EU und den USA aus dem Jahr 1980. Die Branche hofft, dass dieses weiterhin Bestand hat. „Dieses Abkommen sollte auch weiterhin gelten“, sagt ein Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Doch die Unsicherheit bleibt. Die Branche fürchtet, dass Lieferketten massiv gestört werden könnten. Airbus zählt über 2000 Zulieferer, Boeing mehr als 300. Viele davon sitzen außerhalb der USA oder der EU. Marie-Christine von Hahn, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), warnt: „Europa und Amerika sind in der Luftfahrt eng verwoben. Unsere Unternehmen sind einander auf Zulieferungen dringend angewiesen.“
Einzelne Bauteile überqueren während der Produktion mehrfach den Atlantik. Neue Zollschranken würden die Abläufe erheblich verkomplizieren und verteuern.
Lieferengpässe bei neuen Flugzeugen
Bereits jetzt ist die Lage angespannt. Nach der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Passagierflugzeugen hoch, doch das Angebot bleibt begrenzt. Boeing kämpft mit Zulassungs- und Produktionsproblemen. Airbus hat volle Auftragsbücher. Viele Fluggesellschaften warten verzweifelt auf neue Maschinen.
Bei Lufthansa stehen derzeit 242 fest bestellte Flugzeuge in den Büchern. Davon sollen 101 von Boeing geliefert werden – darunter 15 Langstreckenjets vom Typ 787 Dreamliner. Doch diese stehen in Seattle, weil eine Zulassung der Lufthansa-Sitze fehlt. Intern prüft der Konzern laut „Süddeutscher Zeitung“, die Maschinen vor möglichen Zollerhöhungen kurzfristig über den Atlantik zu bringen – oder sie über Drittstaaten wie die Schweiz zu importieren.
China könnte profitieren
Auch geopolitisch bringt Trumps Politik Bewegung. Medienberichten zufolge sollen chinesische Fluggesellschaften angewiesen worden sein, keine Boeing-Maschinen mehr zu übernehmen. Ebenso sollen sie keine Teile mehr von US-Unternehmen kaufen. China könnte stattdessen verstärkt auf die eigene Mittelstreckenmaschine Comac C919 setzen – obwohl viele Komponenten ebenfalls aus westlicher Produktion stammen.
Marie-Christine von Hahn sieht das kritisch: „Diese transatlantischen Zölle nutzen ausschließlich unseren Konkurrenten. Somit bremst der Westen seine eigene Wettbewerbsfähigkeit.“
Hoffnung auf den europäischen Binnenmarkt
Einige europäische Airlines sehen in der Unsicherheit auch Chancen. Easyjet-Chef Kenton Jarvis hofft auf zusätzliche Kundschaft innerhalb Europas. Er verweist auf die Vorteile, europäische Flugzeuge und Triebwerke zu nutzen: „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Airbus ein Flugzeug aus Europa haben und auch unsere Triebwerke nicht vom amerikanischen Unternehmen Pratt & Whitney kommen.“ (mit dpa)
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