Unternehmens- und Aktienanalyse: ein Wegweiser im Kennzahlen-Dschungel
Ob eine Aktie preiswert oder teuer ist, erfährt man, wenn man die dazugehörenden Unternehmenskennzahlen analysiert. Wer die aussagekräftigsten Werte finden und sich dabei nicht im Dschungel der Kennzahlen verirren will, sollte die passenden Kennzahlen einordnen und richtig anwenden können.
Unternehmensbewertung ist ein komplexes Feld. Bei der großen Menge an Meinungen und Kennzahlen zu einer Aktie läuft man leicht Gefahr, sich in Details zu verlieren und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen. Wer einige wichtige Kennzahlen kennt und sie richtig einsetzt, kann jedoch Licht ins Dunkel bringen. Doch Vorsicht: Manche bekannten Kennzahlen können in die Irre führen.
Mit diesen Aktien-Kennzahlen bringen Sie Licht ins Dunkel
Die mit Abstand wichtigste Kennzahl ist der Umsatz. Denn er kann am wenigsten verfälscht werden. Jeder, der sich bereits näher mit Bilanzen beschäftigt hat, weiß, dass man andere Kennzahlen wie b den Gewinn mit verschiedenen Maßnahmen verändern kann. Den Umsatz zu manipulieren, ist deutlich schwieriger.
Auch das Gewinnwachstum kann Informationen zu einem Unternehmen bieten. Hier gilt die Faustregel: Generell sollten gut positionierte Unternehmen in den jeweils zurückliegenden zehn Jahren ein jährliches Umsatz- und Gewinnwachstum von 10% erzielt haben.
Eine weitere hilfreiche Kennzahl kann der Return on Capital Employed (Roce) sein. Dieser Wert gibt die Erträge des Unternehmens an, die es auf nicht ausgeschüttetes Kapital erhält. Mit anderen Worten: Das Roce drückt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals aus. Es misst also, wie effizient und profitabel ein Unternehmen mit seinem eingesetzten Kapital umgeht.
Aufschlussreich ist auch die Ebitda-Marge. Gemeint ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände. Die Ebitda-Marge wird in Prozent ausgedrückt und beschreibt die Profitabilität in einem bestimmten Zeitraum. Je höher die Prozentzahl, desto profitabler ist das Unternehmen. Unternehmen mit einer Ebitda-Marge von über 25% gelten als rentabel und können Ihre Erträge vor Wettbewerbern schützen.
Diese Aktien-Kennzahlen können in die Irre führen
Die allgemein bekannte Kennzahl Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit Vorsicht zu genießen. Beim KGV wird der erwartete Gewinn für das Geschäftsjahr auf die Aktie umgerechnet. Das Problem an dieser Betrachtung ist, dass das KGV Schulden und Aktienrückkäufe des Unternehmens außer Acht lässt. Ein niedriges KGV kann zudem auch ein Hinweis darauf sein, dass die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass der Gewinn des Unternehmens in den nächsten Jahren nicht wachsen wird. Es kann deshalb sinnvoll sein, eher das KGV in drei bis vier Jahren zu betrachten. Denn Unternehmen, die heute noch teuer erscheinen aber eine gute Firmenentwicklung erwarten lassen, können aufgrund gestiegener Gewinne in drei Jahren günstig sein. Dabei gilt: Selbst hervorragend positionierte und rentabel arbeitende Qualitätsunternehmen sollten nicht mehr als mit dem zwanzigfachen KGV bewertet sein. Alles darüber gilt als teuer.
Auch die isolierte Betrachtung der Dividendenrendite kann in die Irre führen. Denn sie gibt nur das Verhältnis zwischen der letzten Ausschüttung und der aktuellen Marktkapitalisierung eines Unternehmens wieder. Dabei unterliegen viele Privatinvestoren dem Trugschluss, eine hohe Dividendenrendite sei grundsätzlich gut. Doch Vorsicht: Bei Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite kann es sein, dass die letzte Dividende nicht nachhaltig ist und das Unternehmen in den Folgejahren die Dividende kürzen muss. Deshalb sollte man sich besser die Dividendenrenditen von Unternehmen des dritten oder vierten Zehntels eines Aktienindexes anschauen. Unternehmen in diesem Bereich zahlen zwar eine niedrigere Dividende. Diese ist dafür aber oft nachhaltiger.
Fazit: Man muss die passenden Kennzahlen im Zusammenspiel betrachten. Sie können einen wichtigen Hinweis darauf geben, ob ein Unternehmen an der Börse unter- oder überbewertet ist. Wer auf die falschen Kennzahlen setzt, riskiert unnötige Verluste.
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