Sparmaßnahmen 25.09.2024, 07:51 Uhr

VW in der Krise: Lage an den 10 deutschen Standorten im Überblick

Volkswagen kämpft mit hohen Kosten und Überkapazitäten. Die zehn deutschen Standorte stehen vor ungewissen Zeiten. Ein Überblick über die aktuelle Lage.

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VW steckt in einer tiefen Krise, eine Neuausrichtung ist notwendig, doch wie tief werden die Einschnitte ausfallen?

Foto: Volkswagen AG

Volkswagen, der größte Autobauer Europas, steht vor einer schweren Krise. Seit Jahrzehnten gab es keine betriebsbedingten Kündigungen oder Werksschließungen. Doch nun ist dieser Schritt nicht mehr ausgeschlossen. Die aktuellen Herausforderungen des Konzerns, wie hohe Produktionskosten und Überkapazitäten, belasten den Traditionshersteller. Wie sieht es an den zehn wichtigsten deutschen Standorten aus? Ein genauer Blick auf die Lage.

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Druck auf die Belegschaft: Sparprogramm angekündigt

Einen Tag vor Beginn der Tarifverhandlungen mit der IG Metall, die am 25. September begonnen haben, machte VW seine Forderungen an die Belegschaft klar. In einem Flugblatt, das an sechs Standorten verteilt wurde, forderte der Konzern deutliche Zugeständnisse. Die Belegschaft müsse die Produktivität steigern, um die hohen Arbeitskosten zu senken. Volkswagen erklärte, dass die Produktion in Deutschland zu teuer sei. Dabei wurden konkrete Sparmaßnahmen allerdings nicht näher erläutert.

Zum Start der Tarifverhandlungen hat VW seine Sparziele nochmals bekräftigt: „Wir müssen gemeinsam unser Unternehmen restrukturieren. Die Situation ist ernst“, sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke Volkswagen. Eigentlich war die Tarifrunde erst für Ende Oktober geplant. „In der ersten Verhandlungsrunde wird es darum gehen, dass wir uns ein gemeinsames Bild über die Ausgangslage verschaffen“. so Meiswinkel.

Die IG Metall spricht sich entschieden gegen betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen aus. Sie fordert zudem eine Lohnerhöhung von sieben Prozent für die 120.000 VW-Beschäftigten an den sechs westdeutschen Standorten, die dem Haustarif unterliegen. Zusätzlich soll auch über die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden, nicht nur über das Entgelt. Kommen wir nun zur aktuellen Lage in den einzelnen VW-Werken in Deutschland.

VW-Standorte

Wolfsburg: Das Herzstück des Konzerns

Das Stammwerk in Wolfsburg, das als größte zusammenhängende Autofabrik der Welt gilt, steht vor schwierigen Zeiten. Auf rund 6,5 Quadratkilometern arbeiten rund 62.000 Mitarbeitende. Hier werden Modelle wie Golf, Tiguan und Touran gefertigt. Doch mit einer Jahresproduktion von zuletzt etwa 500.000 Fahrzeugen ist das Werk nur zur Hälfte ausgelastet. Ein geplantes Werk für Elektroautos, das 2023 in Wolfsburg entstehen sollte, wurde gestrichen. Die Zukunft des Standorts bleibt ungewiss.

Hannover: Das Zentrum des „Bulli“

In Hannover begann 1956 die Produktion des ikonischen VW Transporters, auch bekannt als „Bulli“. Heute entstehen in dem Werk der Multivan sowie der vollelektrische ID. Buzz. Der Standort beschäftigt etwa 14.700 Mitarbeitende. Bereits seit 2020 wird schrittweise Personal abgebaut. Rund 3.000 Stellen wurden seitdem gestrichen, und weitere 2.000 Arbeitsplätze sollen bis 2029 folgen. Diese Einschnitte erfolgen bisher ohne betriebsbedingte Kündigungen, indem frei werdende Stellen nicht neu besetzt werden.

Emden: Vom Passat zum Elektroauto

Der Standort in Emden, der 1974 die Produktion des Passats aufnahm, hat sich inzwischen vollständig auf Elektroautos umgestellt. Über eine Milliarde Euro hat VW seit 2020 in den Umbau des Werks investiert. Heute werden hier Modelle wie der ID.4 und der ID.7 gefertigt. Doch auch in Emden gibt es Probleme: Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen musste VW bereits zeitweise die Produktion stoppen. Der Standort, an dem etwa 8.600 Mitarbeitende beschäftigt sind, steht unter erheblichem Druck.

Kassel: Größtes Komponentenwerk des Konzerns

Das Werk in Kassel (genauer gesagt im nahegelegenen Baunatal) ist das größte Komponentenwerk von Volkswagen. Hier arbeiten rund 16.800 Menschen. Der Standort ist für die Produktion von Getrieben und Abgasanlagen für Verbrennungsmotoren sowie E-Motoren für die Elektrofahrzeuge des Konzerns verantwortlich. Kassel spielt eine zentrale Rolle in der Lieferkette von VW, denn hier befindet sich auch das größte Ersatzteillager Europas.

Braunschweig: Pionier der Komponentenfertigung

Das Werk in Braunschweig ist die älteste Produktionsstätte von Volkswagen und heute auf die Herstellung von Achsen, Bremsscheiben und Lenkungen spezialisiert. Rund 7.200 Menschen arbeiten an diesem Standort. Besonders bedeutend ist Braunschweig für die E-Mobilität: Seit 2013 werden hier Batteriesysteme für die Elektroautos des Konzerns gefertigt. Auch Braunschweig ist jedoch von den Einschnitten betroffen, da VW den Personalabbau und Produktionskürzungen als mögliche Maßnahmen in Betracht zieht.

Salzgitter: Transformation in die Zukunft

In Salzgitter vollzieht sich eine große Transformation: Die einstige Motorenproduktion wird zunehmend durch die Herstellung von Batteriezellen ersetzt. Direkt neben dem bestehenden Motorenwerk entsteht derzeit eine hochmoderne Batteriefabrik, die ab 2025 in Betrieb gehen soll. Etwa 6.350 Mitarbeitende arbeiten heute in Salzgitter, wo 2023 mehr als 800.000 Benzin- und Dieselmotoren produziert wurden. Die Umstellung auf Batteriezellen soll den Standort zukunftssicher machen.

Osnabrück: Tradition in der Autobranche

Der Standort Osnabrück hat eine über 100-jährige Tradition in der Automobilproduktion. Nachdem VW 2009 die insolvente Firma Karmann übernahm, werden hier heute vor allem Fahrzeuge für Porsche, darunter der Boxster und der Cayman, gebaut. Etwa 2.300 Mitarbeitende gibt es in Osnabrück. Der letzte offene T-Roc, ein VW-Modell, wird hier 2025 produziert. Danach wird die Zukunft des Standorts vor allem von der Nachfrage nach Porsche-Modellen abhängen.

Zwickau: Leitwerk für Elektroautos

Zwickau, einst bekannt für den DDR-Kleinwagen Trabant, hat sich nach der Wiedervereinigung zu einem wichtigen Standort für Volkswagen entwickelt. In den letzten Jahren wurde das Werk komplett auf die Produktion von Elektroautos umgestellt. Heute arbeiten hier etwa 9.500 Menschen, die Modelle wie den ID.3 und ID.4 fertigen. Doch auch Zwickau leidet unter der schwachen Nachfrage nach Elektroautos. Bereits jetzt wurden Schichten gestrichen, und befristete Arbeitsverträge nicht verlängert.

Chemnitz: Verbrennungsmotoren dominieren weiterhin

Das Werk in Chemnitz hat eine besondere Geschichte: Bereits vor der Wiedervereinigung produzierte VW hier in Lizenz Motoren für die DDR. Heute ist das Werk noch vollständig auf Verbrennungsmotoren ausgerichtet. 2023 wurden hier rund 690.000 Motoren produziert. Mit der zunehmenden Umstellung auf Elektrofahrzeuge wird jedoch auch der Standort Chemnitz vor großen Herausforderungen stehen.

Dresden: Die gläserne Manufaktur

Die „Gläserne Manufaktur“ in Dresden ist der jüngste und kleinste VW-Standort in Deutschland. Ursprünglich für die Produktion des Phaeton errichtet, hat das Werk seit 2016 eine neue Ausrichtung. Heute wird hier in geringen Stückzahlen der ID.3 montiert. Mit nur etwa 340 Mitarbeitenden ist der Standort vergleichsweise klein. VW überlegt bereits, die Fahrzeugfertigung in Dresden einzustellen und das Werk in ein reines Auslieferungszentrum umzuwandeln.

Fazit: Große Herausforderungen für VW-Standorte in Deutschland

Die Krise bei Volkswagen trifft die deutschen Standorte unterschiedlich hart. Während einige Werke bereits auf Elektromobilität umgestellt wurden, kämpfen andere weiterhin mit Überkapazitäten und der hohen Kostenstruktur in Deutschland. Die Zukunft von VW hängt maßgeblich davon ab, wie erfolgreich der Konzern diese Herausforderungen bewältigt und welche Rolle die deutschen Standorte in der globalen Strategie spielen werden. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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