Warum der Dax zuletzt so stark zugelegt hat
Im letzten Monat ist der Dax innerhalb kürzester Zeit wieder über 12.000 Punkte angestiegen. Doch was sind die Treiber dieser Entwicklung und wie nachhaltig ist der Anstieg?
In den vergangenen 30 Tagen konnte der DAX deutlich an Fahrt aufnehmen und hat um mehr als 19 % zulegen können. Damit lässt er auch alle anderen wichtigen Börsenindizes wie den Standard & Poor’s 500 oder den europäischen Aktienindex Eurostoxx50 deutlich hinter sich. Isoliert betrachtet könnte man meinen, dass es sich hier um einen sehr dynamischen und rentablen Index handelt.
Die Wahrheit ist jedoch eine andere: Dividenden eingerechnet haben Anleger in den vergangenen Jahren mit DAX-Werten kein Geld verdient sondern im Durchschnitt 3 % verloren. Interessant ist auch hier sich anzusehen, welches die Triebfedern dieser starken Rallye waren. Werte, wie die Deutsche Bank oder Automobilwerte wie Continental und Daimler oder Chemiewerte wie Covestro und BASF haben den Dax genauso vorangetrieben, wie Luftfahrtunternehmen Lufthansa oder der Triebwerkehersteller MTU.
Dies ist insofern erstaunlich, als dass man nicht annehmen sollte, dass diese Unternehmen unbeschadet durch die Krise kommen, sondern im Gegenteil besonders stark getroffen wurden. Tatsächlich sind mit Ausnahme von MTU alle genannten Werte die zentralen Fussfesseln, die in den vergangenen drei Jahren den DAX ins Minus gedrückt haben. Alle Werte haben auf Sicht von drei Jahren zwischen 35 % (BASF) und 55 % (Continental) nachgegeben. Die Rallye ist demnach in erster Linie ein Aufbäumen der grossen Verlierer der letzten Jahre. Alle Unternehmen konnten von einer rasant zunehmenden Dynamik in vielen Wirtschaftszweigen, allen voran der Digitalisierung, nicht profitieren. Des Weiteren stehen diese Unternehmen im harten Wettbewerb mit Konkurrenzunternehmen und haben daher grosse Probleme überdurchschnittliche Gewinnmargen dauerhaft zu verteidigen.
Wie stehen Deutschlands Industrieunternehmen dar?
Es ist durchaus exemplarisch für den Zustand der deutschen Wirtschaft. Über viele Jahre konnte Deutschland von starken Industrieunternehmen profitieren, die an der weltweiten Globalisierung voll partizipierten. Von dem Aufstieg Chinas zu einer weltweit führenden Industrienation konnten diese Unternehmen ebenfalls stark profitieren und in diesen aufstrebenden asiatischen Ländern nennenswerte Marktanteile gewinnen. Langfristig orientierte Investoren, die von diesen Trends profitieren wollten, wurden jedoch maßlos enttäuscht und mussten in den vergangenen Jahren ein erhebliches Abschrumpfen ihrer Ersparnisse hinnehmen. Das Grundproblem ist, dass die Börsen eben nicht tolle Ergebnisse in der Vergangenheit belohnen, sondern antizipieren wie gut Unternehmen gerüstet sind um sich in der Zukunft zu behaupten.
Ist die Rallye nachhaltig?
Die atemberaubende Rallye in den vergangenen 30 Tagen ist ein Ausdruck, dass die Börse zur Kenntnis nimmt, dass der deutsche Staat gewillt ist das mit Geld gefüllte Füllhorn über den geschundenen führenden Industrieunternehmen Deutschlands auszuschütten. Insofern kann dies als Erleichterung gewertet werden, eine Pleitewelle droht diesen Unternehmen nicht. Lufthansa wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verstaatlicht, einem Schicksal dem beispielsweise Alitalia in Italien sich beugen musste. Auch werden Automobilsubventionsprogramme der deutschen Autobranche mit hoher Wahrscheinlichkeit zugutekommen und auf die Beine helfen. Davon werden auch verwandte Branchen wie Chemie- oder die Finanzbranche indirekt profitieren.
Aber diese Rallye sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aussage über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie noch aussteht. Mit einem Blick auf die Performance dieser Titel im Vergleich zu führenden amerikanischen Tech-Werten fällt auf, dass inzwischen Apple, Microsoft und Amazon die Marktkapitalisierung aller dreißig DAX-Werte deutlich übersteigt. Man muss sich nüchtern der Realität stellen, die Zukunft findet vor allen Dingen außerhalb Deutschlands statt. Privatanleger sollten dies bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen.
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