Hilft Corona Unternehmen aus der Krise? – „Innovationen brauchen Zwang und Druck“
Innovativ in der Krise sein: Wie kann das zusammenpassen? Sehr gut sogar, wie Kuka anhand eigener Prozessabläufe schildert. Warum Innovationen die Lebensversicherung eines Unternehmens sind.
Die Corona-Krise hat die Wirtschaft seit Monaten fest im Griff. Schon vor der Pandemie war die Wirtschaft im Euro-Währungsraum angeschlagen, doch jetzt steckt sie tief in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist im Frühjahr um 12,1 % geschrumpft. Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone hat im zweiten Quartal 2020 wegen der Krise den stärksten Einbruch seit 25 Jahren erlitten. Unternehmen versuchen durch Kurzarbeit Entlassungen zu verhindern und ihr Kerngeschäft aufrecht zu erhalten. An Innovationen, neue Produkte und Veränderungsprozesse können viele Firmen nicht denken – doch genau das kann fatal sein.
Krise ist Treiber von Innovationen
Laut Ulrike Tagscherer, Chief Innovation Officer bei Kuka, ist eine Krise der Treiber von Innovationen. In der aktuellen Situation werde zwar oft angegeben, dass das Geld für neue Projekte fehle, doch „die Natur von Innovationen ist anders.“ Neue Ideen brauchen Druck und einen gewissen Zwang dahinter, sich zu verändern.
„Eine Krise ist perfekt für neue Ideen“, berichtet Tagscherer in einem Pressegespräch.
Viele Unternehmen denken, dass Innovation etwas mit Luxus zu tun habe, auf die man dann in Krisenzeiten eher verzichtet, führt sie weiter aus. „Tatsächlich ist es aber so, dass Innovationen der einzige Weg für deutsche Unternehmen ist, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.“ Über den Preis könnten die meisten deutschen Firmen nämlich nicht bestehen, sagt die Verantwortliche für Innovationen bei Kuka. Wer sich nicht ständig weiterentwickelt, würde von anderen überholt. „Innovationen sind damit kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, so Tagscherer.
Innovationen starten klein
Dass neue Ideen, Produkte oder Umbrüche in einem Unternehmen sofort mit großen Innovationen einhergehen, stimme so nicht, erklärt die Kuka-Mitarbeiterin. „Innovationen starten immer erst klein und werden dann im besten Fall groß.“ Man kann sich das wie eine kleine Pflanze vorstellen, die gehegt und gepflegt wird. In einer Krise steige laut der Chief Innovation Officer die Akzeptanz und das Verständnis für Veränderungen. Dass alte Pfade nicht mehr weitergegangen werden können, sei für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Notsituation verständlicher als wenn alles seinen normalen Gang geht.
Neue Ideen können auch in der Kurzarbeit entstehen
Die Koalition verlängert das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate. Trotz geringerer Auftragslage, fühlen sich viele Teams gestresst und wollen in der Kurzarbeit alle Aufgaben fertig bekommen. Zeit für neue Ideen oder ein Brainstorming sei eher Fehlanzeige. “Dabei entstehen die meisten Ideen gar nicht am Schreibtisch oder in der Produktionshalle, sondern nach Feierabend. Die besten Ideen kommen uns beim Spazierengehen, wenn wir nicht danach suchen”, erzählt Tagscherer.
Wie funktioniert Innovationsmanagement bei Kuka?
Kuka verfolgt drei Prinzipien für das eigene Innovationsmanagement: strukturiert, fokussiert und kundenzentriert. Neue Ideen müssen zum Beispiel auf ein vorher definiertes Schwerpunktthema passen. Diese orientieren sich an der Wachstumsstrategie von Kuka. Kuka testet viele Ideen und schaut, welche letzten Endes wirklich relevant sind. Ulrike Tagscherer führt aus, dass klare Strukturen nötig sind, damit Ideen auch auf den Markt kommen können.
Bei der Kuka gebe es zudem eine Art Blaupause bei der Kundenzentrierung. Diese beinhaltet, dass alle Projekte einen bestimmten Weg durchlaufen. Dazu gehört, dass Beweise gefunden werden müssen, dass ein Projekt relevant ist. Dabei kann es auch dazu kommen, dass ein Projekt geschlossen wird. „Das ist für uns auch ein Erfolg, denn es kann genauso wichtig sein, keine Beweise zu finden, dass eine Idee umgesetzt werden soll“, verdeutlicht sie den Prozess. Kuka verfolgt stets das Ziel, Mehrwert für den Kunden zu finden – und das „ohne Geld in den Sand zu setzen“. Das Innovationsbudget habe Kuka in der Pandemie nicht gekürzt. „Von großen Firmen weiß ich, dass diese auch weiter investieren“, erzählt sie.
In der Corona-Krise ist virtueller Teamspirit wichtig
Im Lockdown mussten sich einige Unternehmen umstellen, Technik für das Home-Office bereitstellen oder durch virtuelle Meetings den Austausch aufrecht erhalten. Kuka hat zum Beispiel virtuelle Whiteboards erstellt, auf denen sich Mitarbeiter austauschen konnten. Doch nicht alles klappte reibungslos: wenn es in einem Team nicht so gut läuft, lässt sich das digital weniger gut aus der Welt schaffen, als wenn alle in einem Raum sitzen. Gegenseitige Motivation sei ebenfalls wichtig, um den Mut zu haben, neue Wege vorzuschlagen.
„Innovation ist wie eine Lebensversicherung für Unternehmen und wir haben beschlossen, diese nicht zu kündigen“, gibt sich Tagscherer pathetisch. Dennoch hatte Corona auch auf Kuka Auswirkungen. Eine Kampagne aus Mai wurde zum Beispiel auf September verschoben.
Mit Innovationen können Unternehmen gestärkt aus der Krise gehen. „Menschen brauchen Zukunftsideen in der Krise, denn diese geben ihnen Halt“, ist sich Tagscherer sicher.
Dr. Ulrike Tagscherer ist seit Mai 2019 Chief Innovation Officer bei KUKA. Seit 2017 ist sie im Corporate Innovation Office von KUKA tätig. Von 2015 bis 2017 arbeitete sie in der Abteilung für Geschäftsmodell-Innovation in der Fraunhofer-Zentrale in München. Davor war sie sieben Jahre lang als Innovationssystemforscherin an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Peking, China, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe, Deutschland, tätig.
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