Warum schwanken die Aktienmärkte so stark?
An heißen Börsentagen können einzelne Aktien gut und gerne 15 % und mehr steigen oder fallen. Dabei verändert sich am Unternehmen selbst an diesem Tag herzlich wenig – wie lassen sich diese starken Schwankungen erklären?
Ein gewichtiger Grund für die starken Schwankungen liegt darin, dass Aktionäre ein quasi unendliches Recht an den Unternehmensgewinnen beanspruchen können. Bei manchen Unternehmen, wie Siemens, die bereits mehrere hundert Jahre auf dem Buckel haben, haben Aktionäre dies wohl bisher zu Recht getan.
Da aber leider niemand eine Kristallkugel auf dem Schreibtisch hat, werden gerne die heutigen Gewinne als Grundlage genommen und in die Zukunft fortgeschrieben.
Künftige Gewinne und der Blick in die Glaskugel
Zukünftige Gewinne sind natürlich weiter weg und werden deshalb abgezinst. Dennoch stehen die Gewinne der nächsten fünf Jahre je nach Bewertungsmodell für nur rund 35 % des Aktienpreises, den ein Anleger bereit ist, heute zu bezahlen. Damit es sich für den Anleger rechnet, muss das Unternehmen auch nach fünf Jahren noch ordentlich laufen.
Das Fatale am Aktienmarkt ist nun: Ändert sich aus kurzfristigen, politischen Spannungen oder einer konjunkturellen Sondersituation der heutige Gewinn dramatisch – nach oben oder unten – wird im Regelfall die ganze Kette zukünftiger Gewinne von den Aktienanalysten auf den besten Schätzer – nämlich heute – angepasst. Eine kleine Gewinnänderung heute hat also auf die Aktienbewertung einen massiven Einfluss. Steigt der Gewinn heute um 10 %, steigt häufig auch im Bewertungsmodell die Ausgangsbasis um 10 % und folglich kann sich auch der Aktienkurs um 10 % erhöhen. Dazu gibt es aber noch Faktoren, die die Ausreißer nochmals verstärken.
Aktienkauf auf Pump und das Spiel der Broker
Gar nicht so wenige Anleger investieren in Aktien auf Pump, sprich mit einem Kreditengagement. Gerade an schwachen Tagen ziehen Banken jedoch den Stecker und verkaufen dann nicht selten zu Kursen unterhalb des fairen Wertes. Auch einige institutionelle Anleger haben nur begrenzte Risikobudgets, die diese dazu zwingen bei Rückgängen nochmals verstärkend zu wirken.
Und dann gibt es da noch die Broker, die immer Kurse stellen und damit bei den meisten Transaktionen als Gegenpart zum Investor stehen. Das Interessante dabei: Je stärker die Kurse schwanken, desto mehr Handel findet statt. Dies erhöht die Gebühreneinnahmen für den Broker. Da diese die Preise stellen, ist es nicht vermessen, zu behaupten, dass hier – auch von der Researchseite – gerne jeden Tag ein wenig Gier und Panik geschaffen wird. Besonnene Investoren kennen den Unterschied zwischen dem Wert eines Unternehmens, der sich täglich nur geringfügig ändert und den Preisen an der Börse, die fast täglich neue Über- und Untertreibungen zustande bringen.
Ein Beitrag von: