Weltwirtschaft noch lange von Erdöl abhängig
Aktuell ist der Ölmarkt einem gewaltigen Stresstest ausgesetzt. Dabei wird die Weltwirtschaft nach Einschätzung der BASF-Tochter Wintershall noch für lange Zeit auf Erdöl angewiesen sein. Europa müsse lernen, sich in den großen Förderregionen der Welt besser zu positionieren und entsprechend Partnerschaften auszubauen.
„Der Ölpreis ist zum Gradmesser für die weltpolitische und weltwirtschaftliche Gefühlslage geworden“, konstatierte Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender der BASF-Tochter Wintershall, am 15. März bei Vorlage der Jahresbilanz.
Aktuell sei der Ölmarkt einem gewaltigen Stresstest ausgesetzt, so Seele. So hätten etwa die Sanktionen gegen den Iran und die angespannte politische Lage den Ölpreis nach oben getrieben.
BASF-Tochter Wintershall: Weltwirtschaft noch lange von Erdöl und Gas abhängig
Dabei werde die Wirtschaft noch für lange Zeit auf Erdöl angewiesen sein, betonte Seele. „Öl und Gas sind noch auf Jahre Schmierstoff der Weltwirtschaft.“ Schon jetzt kompensiere der Energiehunger der Schwellenländer alle Energiesparmaßnahmen im Rest der Welt. „Wir gehen daher davon aus, dass bis 2035 der Ölbedarf weiter steigen wird.“
Generell mache die derzeitige Situation auf den Energiemärkten deutlich, dass Europa sich noch stärker neue Quellen und sichere Transportwege erschließen muss. „Versorgungssicherheit beginnt an der Quelle“, unterstrich Seele. „Wir Europäer müssen lernen, uns in den großen Förderregionen der Welt besser zu positionieren.“
Dazu müssten die bestehenden Partnerschaften ausgebaut werden. Erfolgreiches Beispiel aus dem Erdgashandel seien Deutschland und Russland. „Die Partnerschaft zwischen Gazprom und Wintershall stellt sicherlich eine Blaupause für die länderübergreifende Zusammenarbeit im Energiesektor dar.“
Europa muss bestehende Partnerschaften mit Erdöl-Förderregionen ausbauen
Im Fokus des Erdöl- und Erdgasunternehmens steht unter anderem der Nahe Osten. „Der arabische Raum jenseits von Nordafrika ist für deutsche Öl- und Gasfirmen bisher kaum existent. Doch was Reserven angeht, sind die Golfstaaten auf dem Weltmarkt dominant“, erläuterte Seele. Darum müssten die deutschen Unternehmen ihre Präsenz vor Ort stärken. „Wir haben das Know-how, die Technologie, um als attraktive Partner dort aufzutreten.“
Auch in Südamerika baut Wintershall seine Aktivitäten aus. Schwerpunktregion für die Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas bleiben jedoch Europa und die benachbarten Fördergebiete. „Unsere größten Investitionsprojekte befinden sich weiterhin in Norwegen und Russland“, erklärte Seele.
Allein in der nördlichen Nordsee will Wintershall in den kommenden Jahren 150 Mio. €/Jahr für die Suche nach neuen Lagerstätten einsetzen. Inklusive der Entwicklung der gefundenen Felder plant Wintershall damit, bis zu 2 Mrd. € in Norwegen und Großbritannien zu investieren.
Gemeinsam mit Gazprom wurde eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, um zwei weitere Blöcke der Achimov-Formation des Urengoi-Gasfeldes in Westsibirien gemeinsam zu erschließen. Im Gegenzug soll Gazprom wertgleiche Beteiligungen an Explorations- und Produktionsprojekten von Wintershall in der Nordsee erhalten.
Erdgas aus Deutschland: Wintershall-Chef sieht Potenzial im Schiefergas
Noch nicht erschlossenes Potenzial in Deutschland, das derzeit rund 14 % seines Erdgasbedarfs aus heimischen Lagerstätten deckt, sieht der Wintershall-Chef im Schiefergas („Shale Gas“). „Allerdings bewerten wir dies konservativer als andere. Dennoch gehört es auch zur Verantwortung eines heimischen Produzenten, das heimische Gesamtpotenzial zu erforschen.“
Die Wintershall-Konzessionen „Rheinland“ und „Ruhr“ erstrecken sich räumlich über ein Areal von 3900 km², von der deutsch-niederländischen Grenze im Westen bis in das Sauerland im Osten. Die Aktivitäten würden sich jedoch ausschließlich auf geologische Vorerkundungen zur Bewertung des Ressourcenpotenzials beschränken.
Seele konnte mit 12,1 Mrd. € Nettoumsatz und dem ersten Gewinn in der über 100-jährigen Unternehmensgeschichte von über 1 Mrd. € (s. Kasten) gute Nachrichten vermelden. Wie auch Konkurrent RWE Dea am Dienstag: Die Hamburger RWE-Tochter konnte 2011 im Jahresvergleich den Außenumsatz um über 30 % auf 1,943 Mrd. € steigern, der Nettogewinn kletterte um fast 90 % auf 197 Mio. €. Gründe dafür seien vor allem die hohen Öl- und Gaspreise, so RWE-Dea-Chef Thomas Rappuhn.
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