Serie Gesundheit (7) 07.09.2012, 11:00 Uhr

Wer Stress wegschluckt, schwebt in Suchtgefahr

Die Pille ist schnell geschluckt, das Glas rasch geleert. Doch die alltäglichen kleinen Helfer gegen Stress und Druck im Job können schnell süchtig machen. Daher sollten Unternehmen und Angestellte beizeiten gegensteuern, sodass erst gar nicht zu dem Leistungsturbo aus dem Medizin- oder Kühlschrank gegriffen wird. Denn das löst keine Probleme, sondern verschlimmert sie.

Das kleine Leistungstief wird weggeschluckt, sich über den Stress hinweggedopt und die Erschöpfung betäubt. Doch der Griff zu Medikamenten und Suchtmitteln ist ein Spiel mit dem Feuer, auf das sich viele Angestellte wider besseren Wissens einlassen. „Die Arbeitsdichte hat zugenommen. Innere Ansprüche und äußere Anforderungen wachsen. Ein Druck entsteht, dem nicht jeder gewachsen ist“, sagt Götz Mundle, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Oberberg-Kliniken, in denen Depressionen, Angst, Burn-out und Abhängigkeitserkrankungen behandelt werden.

Zu den Drogen der Arbeitswelt zählen nicht nur Alkohol und Medikamente

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Head of N&G Radar Planning & Cables (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Junior Systemingenieur*in Produktentwicklung (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH
-Firmenlogo
SAP Consultant EWM / Logistics / TM (w/m/d)
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)-Firmenlogo
Projektleiter/in "Altlasten und Kampfmittel" (w/m/d) Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
Hensoldt Sensors GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur*in Sekundärradar / IFF (m/w/d) Hensoldt Sensors GmbH
München/Taufkirchen Zum Job 
Minebea Intec GmbH-Firmenlogo
Automations- / Inbetriebnahmeingenieur (m/w/d) Minebea Intec GmbH
Hamburg Zum Job 
RWTH Aachen University-Firmenlogo
Full Professor (W2, Tenure Track W3) in Process Metallurgy in a Circular Economy Faculty of Georesources and Materials Engineering RWTH Aachen University
ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie-Firmenlogo
Manager/in Automotive und Mobilität 4.0 (w/m/d) ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie
Berlin, Frankfurt am Main Zum Job 
Südzucker AG-Firmenlogo
Trainee Verfahrenstechnik / Chemieingenieurwesen / Chemie / Maschinenbau (m/w/d) Südzucker AG
verschiedene Standorte Zum Job 
Bohle Isoliertechnik GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Isoliertechnik Bohle Isoliertechnik GmbH
Pastetten Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Verkehrsingenieur Planung / Bau / Betrieb Telematik (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Koblenz Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Tunneltechnik Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
Diehl Aerospace GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Entwicklung Diehl Aerospace GmbH
Nürnberg, Überlingen, Frankfurt am Main, Rostock Zum Job 
Stadt Tettnang-Firmenlogo
Amtsleitung des Tiefbauamtes (m/w/d) Stadt Tettnang
Tettnang Zum Job 
Diehl Aerospace GmbH Werk Nürnberg-Firmenlogo
Engineer (m/w/d) Verification & Validation Diehl Aerospace GmbH Werk Nürnberg
Frankfurt / Main, Nürnberg, Rostock, Überlingen am Bodensee Zum Job 
Landeswasserversorgung-Firmenlogo
Bachelor of Engineering / Science/Dipl.-Ingenieur (FH) (m/w/d) Fachrichtung Bauingenieurwesen/Umwelttechnik Landeswasserversorgung
Stuttgart Zum Job 
Richard Wolf GmbH-Firmenlogo
Informatiker / Ingenieurwissenschaftler (m/w/d) für Softwarevalidierung / Testing Richard Wolf GmbH
Knittlingen Zum Job 
DWA GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) DWA GmbH & Co. KG
Ubstadt-Weiher Zum Job 

Viele süchtige Angestellte und Führungskräfte, die in der Klinik therapiert werden, leiden unter chronischem Stress, dem sie nicht mehr durch Entspannen und Abschalten begegnen können, sondern zu den typischen Drogen der Arbeitswelt greifen. An erster Stelle steht nach wie vor Alkohol. An zweiter Medikamente und Beruhigungsmittel, berichtet Mundle. Wem das zeitknapp gestrickte Projekt auch noch abends im Bett herumspukt, der greift nicht selten zu Beruhigungsmitteln wie Valium oder dem Schlafmittel Noctamid. An dritter Stelle finden sich leistungssteigernde Präparate wie Ritalin, das zum „Hirndoping“ eingeworfen wird, oder Wachmacher oder auch Antidepressiva, die als Fitmacher dienen sollen.

„Diese Mittel mögen zwar kurzfristig zu mehr Leistung führen, aber auch zu mehr Fehlern bei der Arbeit und langfristig zu Abhängigkeit“, sagt Mundle. Dazu kommt, dass sie die Persönlichkeit verändern, Konsumenten angespannt, reizbar und aggressiv werden lassen.

Frappierend für Mundle ist, dass es inzwischen eine hohe Bereitschaft gibt, berufliche Probleme einfach wegzuschlucken. Er verweist auf eine Umfrage der Deutschen Angestellten Krankenkasse aus dem Jahr 2009, nach der zwei Drittel der befragten Berufstätigen bereit ist, Medikamente zu nehmen, um leistungsstärker zu werden – sofern sie keine Nebenwirkungen befürchten müssen. „Schließlich scheint es ja für jedes Befinden ein Mittel zu geben“, sagt Mundle. Und das ist zudem sehr diskret, weil es keine Alkoholfahne oder glasige Augen hinterlässt. Dafür aber rasch in einen Teufelskreis mündet, aus einem Mix von Medikamenten für das Abschalten, Einschlafen, Aufputschen, Konzentriertbleiben und Entspannen.

“Ihnen ist nie gut genug, was sie tun”

Klassische Risikogruppen, die für arbeitsbedingte Süchte empfänglich sind, sieht Mundle nicht. Eine Gemeinsamkeit gestresster Süchtiger kennt er jedoch aus der Praxis: „Ihnen ist nie gut genug, was sie tun.“ Meist seien diese Menschen fachlich äußerst kompetent und intelligent, doch irgendwann im Laufe ihrer Karriere muss ihnen die emotionale Fähigkeit abhanden gekommen sein, in sich selbst hineinzuhören, eigene Grenzen und Schwächen anzuerkennen. „Die Persönlichkeit tritt in den Hintergrund, im Vordergrund steht das Fachliche. Betroffene haben den Bezug zu sich, ihrer Intuition und ihrer inneren Stimme verloren“, erklärt Mundle.

Die innere Stimme versagt folgerichtig auch beim Konsum von Suchtmitteln, der oft bagatellisiert und verleugnet wird. „Deshalb müssen vor allem Führungskräfte früh und konsequent handeln, wenn ihnen Mitarbeiter auffallen“, sagt Dominik Hammer, Psychologe und Suchtbeauftragter beim TÜV SÜD. Das ist eine heikle Angelegenheit, für die es viel Fingerspitzengefühls bedarf.

Die Sucht von Kollegen zu decken, ist der falsche Weg

Auch für Krankenkassen wie die Barmer steht das Thema längst auf der Agenda: „In Zeiten turbulenter Umbrüche in der Arbeitswelt versuchen viele Beschäftigte, Hektik und Stress im Arbeitsleben mit Suchtmitteln zu bewältigen“, sagt Rüdiger Meierjürgen, Leiter Prävention bei der Barmer GEK. „Hier müssen Unternehmen gegensteuern und betriebliche Suchtprogramme auflegen.“ Das empfiehlt auch Psychologe Hammer. Dazu zähle, in der Belegschaft ein Gespür zu entwickeln, wann der Kollege möglicherweise ein Suchtproblem hat. Hammer empfiehlt bei guten Beziehungen ein offenes Gespräch, das dem Betroffenen sein auffälliges Verhalten vor Augen führt. Fruchtet das nicht, sollte der Vorgesetzte eingeschaltet werden. Auf keinen Fall sollte man den Mitarbeiter decken, indem man ihm etwa Arbeit abnimmt. Hammer: „So würde nur die Selbsttäuschung und damit das Suchtverhalten stabilisiert werden.“

Gerade eine gesunde Teamkultur, die Wertschätzung einzelner Mitarbeiter, deren Beteiligung an Entscheidungen und der offene Umgang mit Konflikten sind für Mundle unternehmensseitig wertvolle Bausteine einer Suchtprävention. Doch auch jeder Mitarbeiter kann vorbeugen, indem er für einen Ausgleich zur Arbeit durch Hobbys, Sport, Freunde und stabile private Beziehungen sorgt. Im Job helfen kurze Entspannungsübungen, was auch eine Flut von Gedanken auslösen wird, die dabei helfen, Fragen zu beantworten wie: Wie gestresst bin ich? Was kann und muss ich ändern? Das hilft zu lernen, dass Stress nichts Negatives ist, solange Entspannung möglich ist. Denn die erleichtert mehr als jede Droge.

 

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.