Später Vermögensaufbau 26.02.2020, 16:35 Uhr

Wie man auch spät noch fürs Alter vorsorgen kann

Viele Ingenieure machen sich erst spät in ihrem Leben Gedanken über ihre finanzielle Situation nach dem Berufsausstieg im Alter. Bleiben nur noch wenige Jahre, um Vermögen aufzubauen, braucht es eine passende, risikooptimierte Strategie.

Foto: panthermedia.net/anytka

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Die Karrierewege von Ingenieuren ähneln sich oft: Nach dem Studium und manchmal einer Promotion sammeln die Absolventen ihre erste Berufserfahrung. Mit Mitte 30 steht die Familienplanung im Fokus – oft verbunden mit dem Kauf oder dem Bau eines Hauses. Allerdings haben nur wenige Ingenieure in diesem Alter eine hoch dotierte Führungsposition inne. Das Geld ist meistens eher knapp. Das ändert sich erst im Laufe der Zeit.

Viele Ingenieure konsolidieren ihre Finanzen in ihren Vierzigerjahren, sodass sie dann in der Lage sind, mehr Geld zur Seite zu legen. Über ihre Altersvorsorge machen sich die Meisten jedoch erst mit Anfang 50 ernsthaft Gedanken. Dann ist die Überraschung oft groß. Denn wer sich mit dem Rentensystem befasst, lernt schnell, dass selbst Ingenieure mit einem sechsstelligen Jahresgehalt nur mit einer staatlichen Rente von kaum mehr als 2.000 Euro pro Monat rechnen können.

Wer seinen Lebensstandard halten will, muss deshalb aktiv werden. Die Frage ist: Mit welchen Investments lassen sich die eigenen finanziellen Ziele erreichen? Vor allem, wenn wenig Zeit bleibt?

Das Eigenheim allein ist keine Lösung

Wer im Eigenheim wohnt, spart im Alter Miete. Die eigenen vier Wände sorgen jedoch nicht für laufende Einnahmen. Deshalb können selbstgenutzte Immobilien nur Teil einer Vorsorgestrategie sein.

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Bleibt nur wenig Zeit, liegt der Gedanke nahe, in die Anlageklasse mit der höchsten Rendite zu investieren. Das sind zweifellos Aktien. Das Problem ist hier allerdings der Faktor Zeit. Zwar sind Aktien langfristig die rentabelste Anlageklasse, doch die Zuwächse sind nicht stetig. Es gibt immer wieder Korrekturen an den Märkten. Zwar haben sich die Aktienkurse in der Vergangenheit von Rückschlägen immer erholt. Doch Zeiten, in denen die Kurse fallen, muss man aussitzen können. Das kann manchmal Jahre dauern. So brauchte etwa der MSCI World Index in Euro nach dem Crash im Jahr 2000 fast vierzehn Jahre, um wieder seinen alten Höchststand zu erreichen. Je weniger Zeit bis zur Rente verbleibt, desto größer ist die Gefahr, dass die Reserven zum falschen Zeitpunkt zusammenschrumpfen. Aktien alleine sind für Mitfünfziger als Vorsorgestrategie also auch nicht die optimale Lösung.

Alternativen zu Zinspapieren

Sparkonten bieten leider keine Verzinsung mehr. Wer regelmäßig laufende Erträge erzielen möchte, muss sich nach Alternativen umsehen. Hier bieten sich insbesondere zwei Strategien an: der Total-Return- und der Cash-Flow-Ansatz.

Total-Return-Ansatz

Beim Total-Return-Ansatz geht es darum, in mehrere Anlageklassen zu investieren, deren Wertentwicklung möglichst unabhängig voneinander verläuft. So werden Wertschwankungen einer Anlageklasse durch die anderen aufgefangen.

Ein Beispiel: Staatsanleihen sind erfahrungsgemäß negativ zum Aktienmarkt korreliert und gleichen so Verluste aus. Da deutsche Staatsanleihen aufgrund ihrer negativen Verzinsung derzeit keine echte Alternative sind, bieten sich US-amerikanische Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen mit hoher Bonität an, die in Dollar emittiert wurden. Damit ist eine Verzinsung von 3 % per annum möglich.

Ein Portfolio kann so aufgebaut sein: 60 % Anleihen, kombiniert mit einem Anteil von 15 % Gold, das ebenfalls eine negative Korrelation zum Aktienmarkt aufweist. Die übrigen 25 % können dann in renditestarke Aktien investiert werden. Hier empfehlen sich weltweit gut aufgestellte Qualitätsunternehmen. Mit diesem Mix hätte man in den vergangenen 20 Jahren in kaum einem Jahr Verluste erzielt.

Cash-Flow-Ansatz

Die zweite Alternative ist der Cash-Flow-Ansatz. Hier wird nur in Wertpapiere investiert, die einen hohen laufenden Ertrag generieren. Neben dividendenstarken Aktien, die Renditen von 3 % bis 4 % abwerfen, bieten sich Anleihen von mittelständischen Unternehmen an, die Renditen von etwa 6 % generieren. Bei einem Mischverhältnis von 1 zu 1 lässt sich mit dieser Strategie ein laufender Cash-Flow von etwa 5 % erzielen. Diese Anlageform ist vergleichsweise krisenresistent. Zwar können auch die Kurse solcher Wertpapiere schwanken. Doch bei dieser Strategie geht es vor allem darum, laufende Erträge zu erzielen, die monatlich abgeschöpft werden können.

Die beiden gezeigten Ansätze sind übrigens nicht nur als Last-Minute-Lösungen für Mitfünfziger gedacht. Grundsätzlich gilt: Je früher man damit anfängt, Vermögen aufzubauen, desto besser.

Helge Müller ist Chief-Investment-Officer der Genève Invest in der Schweiz und in Luxemburg. Für ingenieur.de schreibt er in regelmäßigen Abständen Kolumnen zur privaten Vermögensverwaltung. Foto: Genève Invest

Helge Müller ist Chief-Investment-Officer der Genève Invest in der Schweiz und in Luxemburg. Für ingenieur.de schreibt er in regelmäßigen Abständen Kolumnen zur privaten Vermögensverwaltung.

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  • Helge Müller

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