Wie Trump mit seinen Zöllen den eigenen Leuten schadet
Trumps Zölle treffen nicht China, sondern amerikanische Kleinunternehmen. Was das für Händler und Haushalte bedeutet – ein Überblick.

Donald Trump will mit seinen Zöllen Amerika wieder groß machen, viele kleine US-Händler bleiben dabei jedoch auf der Strecke.
Foto: Panthermedia / JuliaDorian (YAYMicro)
US-Präsident Donald Trump will mit hohen Zöllen chinesische Importe eindämmen und die heimische Wirtschaft stärken. Doch in der Realität trifft seine Politik vor allem kleine Unternehmen und Familienbetriebe in den USA selbst. Preissteigerungen, unberechenbare Lieferketten und fehlende Alternativen setzen Händlerinnen und Händler massiv unter Druck. Ein Blick auf die Folgen.
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Zwischen Hundespielzeug und Weltpolitik
In Alexandria, Virginia, betreibt Noelie Rickey ein kleines Geschäft für Hundebedarf. Sie verkauft Leckerlis, Spielzeuge und Zubehör – vieles davon stammt aus Kanada oder China. Was nach einer Nische klingt, wird unter Trumps Wirtschaftspolitik schnell zum Drahtseilakt. Denn viele ihrer Waren sind von hohen Einfuhrzöllen betroffen. Für Produkte aus China liegt der Satz inzwischen bei 145 %.
Rickey versucht noch, die Preise stabil zu halten. Doch sie weiß: „Lange halte ich das nicht mehr durch.“ Ihre Kundinnen und Kunden entscheiden nach dem Preis. Und der ist bei vielen US-Produkten schlicht zu hoch. Besonders bei Spielzeug, das regelmäßig ersetzt werden muss, greift man lieber zum günstigen Modell für 10 Dollar statt zum teuren für 40.
Die Folgen der Zölle spürt man vor Ort
Was Präsident Trump als wirtschaftliche Unabhängigkeit verkauft, trifft vor allem die sogenannte „Main Street“ – kleine, lokal verankerte Läden, die oft von Familien betrieben werden. Anders als große Konzerne oder Onlinehändler haben sie kaum Spielraum. Sie können nicht mal eben ihre Bezugsquellen ändern oder Mehrkosten durch Skaleneffekte auffangen.
Auch Alexis D’Amato vom Verband Small Business Majority schlägt Alarm. „Viele Unternehmen sind auf chinesische Lieferketten angewiesen“, sagt sie. Ihr Verband vertritt rund 85.000 kleine Betriebe – meist mit weniger als 30 Mitarbeitenden. „Die ständigen Änderungen bei den Zöllen machen eine langfristige Planung fast unmöglich.“
Handelskonflikt trifft Konsum und Kaufkraft
Laut Berechnungen der Yale-Universität könnten die Zölle im Jahr 2025 zu einem Kaufkraftverlust von durchschnittlich 2.700 US-Dollar pro Haushalt führen. Das sind etwa 2.400 Euro. Gerade für einkommensschwächere Haushalte ist das eine erhebliche Belastung. Die Preise für Alltagsgüter steigen. Viele beginnen, Vorräte anzulegen – aus Angst vor weiteren Erhöhungen.
Rickey spürt diese Entwicklung täglich. Ihre Ware stammt zwar teilweise aus den USA und Kanada, doch ein Großteil des Sortiments – etwa Hundeleinen, Näpfe oder Spielzeug – wird in China gefertigt. Und das betrifft nicht nur ihre Branche. Auch Kleidung, Elektronik und Haushaltsartikel sind betroffen. „Wenn ich nur noch Produkte aus den USA verkaufen würde, wäre mein Laden leer“, sagt sie.
Wenn Zölle zur Existenzbedrohung werden
Beth Benike aus Minnesota betreibt ein kleines Unternehmen für Babyartikel. Auch sie lässt in China produzieren. Eine Charge im Wert von 160.000 Dollar stand kurz vor dem Versand, als die Zölle sprunghaft auf 125 % anstiegen. Statt mit rund 30.000 Dollar musste sie plötzlich mit fast 200.000 Dollar Importkosten rechnen. „Dieses Geld haben wir einfach nicht“, berichtet sie im US-Fernsehen. Inzwischen wäre es noch teurer.
Benikes Existenz hängt an ihrem Unternehmen. Auch ihr Eigenheim ist betroffen, denn es dient als Sicherheit für einen Firmenkredit. Solche Fälle sind kein Einzelfall. Viele kleine Betriebe geraten durch die Zollpolitik ins Straucheln – nicht wegen falscher Geschäftsentscheidungen, sondern weil sie mit globalen Entwicklungen nicht Schritt halten können.
Fehlende Fachkräfte, fehlende Strategie
Trumps Ziel war es, durch Strafzölle die heimische Produktion anzukurbeln. Doch viele Expertinnen und Experten bezweifeln die Wirkung. D’Amato sagt: „Wer amerikanische Produktion fördern will, muss investieren – in Infrastruktur, Fachkräfte und Ausbildung.“
Rickey bringt es auf den Punkt: „Hier gibt es kaum Menschen, die in großen Mengen Hundespielzeug nähen können.“ Und durch Trumps Migrationspolitik verschärft sich dieses Problem weiter. „Wenn es solche Leute gäbe, dann schieben wir sie gerade ab“, sagt sie sarkastisch.
Mehr als nur Zölle – es fehlt ein Gesamtkonzept
Für viele Betroffene ist das Problem größer als nur die Zollpolitik. Rickey berichtet von weiteren Einschnitten: ausgelaufene Corona-Hilfen, Stellenabbau im öffentlichen Dienst und ein Rückgang des Tourismus. Alexandria lebt von Besucherinnen und Besuchern, die aktuell ausbleiben. Das drückt den Umsatz zusätzlich.
Rickey reagiert pragmatisch. Sie hat ihr Geschäft erweitert, bietet nun auch Hundebetreuung und Fellpflege an. Doch der Druck bleibt hoch – auch psychisch. Für viele ist ihr Unternehmen nicht nur ein Beruf, sondern Lebensgrundlage. Trumps Politik gefährdet das – und das nicht durch chinesische Konkurrenz, sondern durch hausgemachte Risiken. (mit dpa)
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