Wirecard: Kreditkarten-Kunden könnten Geld verlieren
Der gigantische Wirecard-Skandal zieht immer weitere Kreise: Tausende Jobs sind in Gefahr und viele Anleger sind ihr Geld los. Doch auch Kreditkarten-Nutzer sollten jetzt genau in die AGB schauen.
Skandale sind häufig untrennbar mit Namen verknüpft. „Lehman Brothers“ etwa ist so ein Name, den man wohl immer mit dem Anfang der Finanzkrise 2008 assoziieren wird.
Mit Wirecard könnte es ähnlich werden. Der Name des Zahlungsdienstleisters aus Aschheim bei München steht schon jetzt für einen der größten Bilanzskandale überhaupt. Und der Milliarden-Betrug zieht immer weitere Kreise.
Wirecard: Der Supergau ist eingetreten
Der Supergau ist bereits eingetreten: Wirecard hat Insolvenz angemeldet.
„Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen“, hieß es kurz und knapp in einer Mitteilung in der vergangenen Woche.
Ein historisches Ereignis, denn Wirecard ist damit der allererste Dax-Konzern überhaupt, der diesen Schritt gehen musste. Und das, obwohl das Unternehmen als Börsenliebling galt, als große Hoffnung der sogenannten New Economy.
Wirecard stellt Insolvenzantrag: Stimmen zum Bilanzskandal
Ex-Wirecard-Vorstandschef Markus Braun wurde festgenommen. Nach den bisherigen Ermittlungen legt die Staatsanwaltschaft München Braun zur Last, mit weiteren Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen der Wirecard AG durch vorgetäuschte Einnahmen aus Geschäften mit sogenannten Third-Party-Acquirern (TPA) aufgebläht zu haben. So sollte das Unternehmen finanzkräftiger dargestellt werden. Dabei ging es um 1,9 Millarden Euro – Bankguthaben auf Treuhandkonten, die wahrscheinlich nie existiert haben. Braun will nach Angaben der Ermittler kooperieren. „Er hat im ersten Gespräch seine Mitarbeit zugesagt“, sagte Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der österreichische Manager hatte sich selbst gestellt und sei aus Wien angereist, nachdem er von dem Haftbefehl erfahren habe.
Wirecard: Kunden von Prepaid-Kreditkarten könnten Geld verlieren
Der Schaden ist gewaltig: Tausende Jobs könnten verloren gehen, das Geld zahlreicher Kleinanleger ist vernichtet – und das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland ist nach dem Wirecard-Skandal erst einmal nachhaltig erschüttert. Und das auch noch mitten in der Corona-Krise, die die Weltwirtschaft ohnehin arg beutelt.
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Doch nicht nur Anleger sind betroffen. Auch Besitzer von Prepaid-Kreditkarten oder Guthaben-Kreditkarten könnten nach der Wirecard-Insolvenz Geld verlieren. Grundsätzlich gilt:
- Kreditkarten, die direkt von Wirecard stammen, sind wohl nicht betroffen. Das Geld sollte sicher sein. Denn die konzerneigene Wirecard Bank, bei der das Guthaben lagert, soll vom Insolvenzverfahren explizit ausgenommen werden. Das Geld ist in diesem Fall durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Für die meisten Privatkunden und Besitzer einer solchen Karte hat die Insolvenz also wahrscheinlich keine Auswirkungen.
- Das selbe gilt für Karten von Drittanbietern, bei denen die Wirecard Bank als Dienstleister angegeben ist. Auch hier greife die Einlagensicherung, wie die Finanzaufsicht Bafin mitteilt.
- Anders sieht es bei Prepaid-Geschäften aus, die nicht direkt über die Bank abgewickelt werden, sondern beispielsweise über die Tochtergesellschaft Wirecard Solutions. Diese ist nämlich voraussichtlich nicht von der Insolvenz ausgenommen, das heißt: Kunden könnten dann ihr Geld verlieren.
Die Wirecard AG wickelt als Dienstleister bargeldlose Zahlungen für Händler ab. Das gilt für sowohl für den stationären Handel als auch im Online-Segment. Das Unternehmen befindet sich bereits seit einem Jahr in Bedrängnis, seit die Londoner „Financial Times“ dem Management in einer Serie von Artikeln Bilanzmanipulationen vorwarf.
Die Wirecard AG ist ein börsennotiertes deutsches Zahlungsdienstleistungsunternehmen und wurde 1999 gegründet. Der Sitz ist in Aschheim bei München. Wirecard bietet Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr, das Risikomanagement sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten an.
Die Bank, die einen Großteil der Erträge im Auslandsgeschäft mit Hilfe von Treuhändern erzielt hat, kann zum jetzigen Zeitpunkt die auf den Treuhandkonten geparkten Gelder nicht verifizieren. Dabei geht es um 1,9 Milliarden Euro. Das heißt, dass der Vorstand nicht weiß, ob das Geld tatsächlich existiert. Die beiden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, KPMG und E&Y, die sich des Falls angenommen haben, konnten ebenfalls keine Dokumente finden, die eine solche Schlussfolgerung zulassen.
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun wurde inzwischen festgenommen, die Wirecard AG hat Insolvenz angemeldet.
Die CSU brachte derweil die Option ins Gespräch, Wirecard möglicherweise zu erhalten.
Das Problem: Häufig ist nicht genau zu erkennen, ob es eine Verknüpfung zwischen Wirecard Solutions und den Kreditkarten gibt. Das steht in der Regel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Nach Wirecard-Insolvenz: Geld bei Wirecard Bank ist geschützt
Beim Anbieter Epaycards etwa heißt es: „Die Karte ist ein E-Geld-Produkt und wird daher nicht von der britischen Einlagensicherung für Bankeinlagen (Financial Services Compensation Scheme) gedeckt. Im unwahrscheinlichen Fall, dass Wirecard Solutions Ltd. in Insolvenz geraten sollte, kann Ihr Guthaben bedeutungslos und unbenutzbar werden und Sie somit als Ergebnis Geld verlieren können.“ Sprich: Im schlimmsten Fall könnten Kunden ihr Geld los sein.
Probleme mit Kartenzahlungen? Händler beruhigen
Wenn Sie Kunde bei einem der folgenden Anbieter sind, sollten Sie sich die AGB genauer anschauen :
- EPay Cards
- International Student Identity Card (Travel Cash Flex Prepaid)
- Blue Cards
Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge erwägen derweil Mastercard und Visa, die beiden größten Herausgeber von Zahlungskarten, die Zusammenarbeit mit Wirecard zu beenden. Kartenzahlungen wären dann bei vielen Händlern und Supermärkten ein Problem – in der Theorie. Aldi Süd hatte bereits versichert, dass es keine Probleme geben werde, weil das Unternehmen Vertragspartner der Wirecard Bank sei, und keine Verträge mit der nun vor der Insolvenz stehenden Wirecard AG habe, wie mehrere Medien berichten. Auch die Rewe Group, zu der unter anderem der Discounter Penny und der Baumarkt Toom gehören, gab gegenüber dem Nachrichtenportal Focus Online an, nicht betroffen zu sein.
Unterdessen gerät die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsich (Bafin) in die Kritik: Warum ist die Finanzaufsicht nicht früher eingeschritten? Kritiker werfen der Behörde Schlamperei vor. FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler nannte die Wirecard-Affäre einen „Riesenskandal“ und forderte Konsequenzen bei der Bafin: Es müsse geprüft werden, wer die Verantwortung trage.
Bafin-Chef Felix Hufeld wies die Kritik zurück: Er habe wegen der Rechtslage gar nicht bei der Wirecard-Bilanzprüfung eingreifen dürfen, sondern sich auf die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) verlassen müssen, sagte Hufeld nach Berichten mehrerer Nachrichtenagenturen.
Zudem sei die Europäischen Zentralbank (EZB) dafür verantwortlich, dass Wirecard nicht als Finanz-Holding eingestuft wurde. Ohne diese Einstufung habe die Bafin vergleichsweise wenig Kontrollrechte über Wirecard. Die EZB hat Wirecard nach diversen Umstrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen als Technologieunternehmen eingestuft, und nur die Bank als Finanzunternehmen.
Die Oppositionsparteien im Bundestag brachten inzwischen bereits einen möglichen Untersuchungsausschuss ins Spiel, in dessen Rahmen der Wirecard-Skandal aufgearbeitet werden soll.
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