Zinshoch machts möglich – mit so viel Kapital können Sie mit 50 aufhören zu arbeiten
Wer bereits mit 50 in Rente will, ohne seinen Lebensstandard senken zu müssen, braucht Kapital. Wie viel, das hängt davon ab, wie Sie im Ruhestand leben wollen. Eine Beispielrechnung.
Wer rechtzeitig auf die Rente mit 50 gespart hat, kann auch mit einer geringeren gesetzlichen Rente im Alter seinen Lebensstandard halten. Durch das aktuell günstige Zinsumfeld ist die frühe Rente auch für konservative Sparer, die das Risiko scheuen, erreichbar. Wie viel Geld Sie dafür letztendlich brauchen, ist aber höchst individuell. Erstens hängt es davon ab, wie viel Geld Sie sich jeden Monat auszahlen lassen wollen, zweitens davon, wie lange Sie vermutlich leben werden. Gerade Letzteres lässt sich natürlich nicht vorhersagen und ist zudem unangenehm zu planen, weswegen Sie lieber für mehr Jahre einplanen sollten als vielleicht realistisch ist. Wer mit 65 in Rente geht und bis zu seinem 90. Geburtstag mit 500 € Zusatzrente aus seinem Ersparten leben möchte, bräuchte zum Renteneintritt überschlagsweise ein Sparkonto mit 150 000 €. In der Realität müsste es sogar etwas mehr sein, da Auszahlungen und Vermögen hierbei in heutiger Kaufkraft gerechnet sind.
Auf die Verzinsung kommt es an, wie lange die kapitalbasierte Rente reicht
Diese Summe lässt sich reduzieren, wenn Sie Ihr Erspartes auch im Ruhestand weiter zinsträchtig anlegen. Mit nur 1 % Nettorendite würde das Geld bereits 28 Jahre lang reichen, bei 3 % Nettorendite pro Jahr sind es schon 44 Jahre. „Netto“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Rendite nach Abzug von Inflation und Steuern, wobei wir von den heute geltenden 25 % Abgeltungssteuer und 1,38 % Solidaritätszuschlag ausgehen. Das Gedankenspiel lässt sich weiterspinnen. Weil das Ersparte immer länger reicht, je mehr Rendite Sie damit erwirtschaften, gibt es irgendwann einen Punkt, an dem es Ihnen nie mehr ausgeht. Der ist nicht einmal unrealistisch weit entfernt. Es reicht eine Nettorendite von 4,2 %. Bei den aktuell üblichen Abgaben und ausgehend davon, dass die Inflation in Zukunft wieder im Schnitt das von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesetzte Ziel von 2,0 % im Jahr erreicht, entspräche das einer Bruttorendite von 6,8 %.
Ein Mix aus Aktien und Anleihen
Das ist eine Höhe, die Sie mit normalen Spar- oder Tagesgeldkonten trotz Zinserhöhungen der EZB derzeit nicht erreichen können. Trotzdem müssen Sie Ihr Erspartes aber nicht aufs Spiel setzen. Schon ein Portfolio, das zur Hälfte aus Aktien und zur Hälfte aus Staatsanleihen besteht, wäre dafür geeignet. Das aktuelle Zinshoch spielt Ihnen dabei in die Karten. Auf der Aktienseite könnten Sie mit passiven ETFs große Börsenindizes wie den deutschen Leitindex Dax, den US-amerikanischen S&P 500 und den weltweiten MSCI World abdecken. Die liefern seit Jahrzehnten im Schnitt zuverlässige Renditen. Der Dax kommt in den vergangenen 30 Jahren auf eine jährliche Steigerungsrate von etwa 10 % im Schnitt. Beim S&P 500 sind es 8,3 %, der MSCI World erreicht pro Jahr im Schnitt 6,3 %. Damit würde das schon für das angepeilte Ziel von 6,8 % pro Jahr ausreichen, allerdings sind Aktien volatil. Das zeigt sich am Beispiel des Dax in den vergangenen beiden Jahren. Im Schnitt ging es pro Jahr um 6,9 % nach oben. Allerdings folgte auf ein Jahr 2021 mit 16 % Plus ein Jahr 2022 mit 12 % Minus. So können Sie gerade im Alter, wenn Sie auf die Auszahlungen angewiesen sind, nicht planen.
Deutsche Staatsanleihen bringen heute wieder 2,5 % Zinsen
Deswegen ist die Beimischung von Staatsanleihen gut. Die liefern geringere Renditen, sind dafür aber sicher. Wenn Sie Schuldscheine von hoch kreditwürdigen Staaten wie Deutschland kaufen, können Sie für 30 Jahre mit festen Zinszahlungen kalkulieren. An dieser Stelle kommen Ihnen aktuell die Zinserhöhungen der EZB zugute. Dadurch sind auch die Verzinsungen von Staatsanleihen stark angestiegen. Viele Anleihen notierten zuvor mit Renditen um den Nullpunkt. Für eine 30-jährige deutsche Staatsanleihe bekommen Sie aktuell aber wieder 2,5 %. Dabei ist Deutschland noch am unteren Ende selbst unter den kreditwürdigen Staaten. Bei unserem Nachbarn in Frankreich gibt es zur Zeit etwa 3,3 %, in den USA 4,3 % und in Großbritannien 4,6 %. Das reicht aus, um zusammen mit einem Aktienanteil auf eine Gesamtrendite von 6,8 % im Jahr zu kommen.
So viel Erspartes brauchen Sie
Wissend, dass Ihnen Ihr Erspartes so nie ausgeht, wäre nun nur noch zu klären, wie viel Erspartes Sie trotzdem haben sollten. Als Faustregel hat sich dafür etabliert, genügend Geld für 25 Jahre anzulegen. Bei 500 € Auszahlung pro Monat wären das wie oben gezeigt 150 000 €, bei 1000 € Zusatzrente wären entsprechend 300 000 € nötig. Das wäre auch die Summe, bei der Sie hoffen könnten, bei geschickter Geldanlage den Kapitalstock zu erhalten. Wer hohe Renditen mit seinem Ersparten erwirtschaften kann, muss diese aber nicht dazu nutzen, das Geld für alle Ewigkeiten zu erhalten oder gar im Ruhestand noch weiter zu mehren. Stattdessen können Sie auch einfach Ihre Auszahlungen erhöhen. Mit 3 % Nettorendite reichen 150 000 € auch dann 25 Jahre lang, wenn Sie sich statt 500 € jeden Monat 680 € auszahlen. Bei 5 % Nettorendite könnten Sie sogar auf 840 € nach oben gehen. Diese Rechnung gilt äquivalent, wenn Sie mehr oder weniger Geld für den Ruhestand angespart haben.
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