Zunehmend Kritik an den Methoden der Stiftung Warentest
Für Millionen von Verbrauchern sind die Urteile der Stiftung Warentest maßgeblich für ihre Kaufentscheidungen. Immer wieder jedoch wird Kritik an den Methoden der Stiftung laut. Kritiker aus Politik und Wirtschaft werfen den Testern vor, vorschnelle Schlüsse zu ziehen und Ängste zu schüren.
Für viele Deutsche ist die Stiftung Warentest die erste Adresse, wenn sie sich vor einem Produktkauf informieren wollen. Ist der Fernseher tatsächlich so stromsparend? Das Fahrrad stabil, der Kindersitz sicher? Und was genau steckt eigentlich in diesem Müsli? Rund 82 Prozent der Bevölkerung bringen der Stiftung großes oder sehr großes Vertrauen entgegen, hat eine repräsentative Umfrage des Wirtschaftsverbandes GPRA ergeben, wie die WirtschaftsWoche berichtet. Zum Vergleich: Den Verbraucherzentralen vertrauen nach derselben Studie 77 Prozent, politischen Parteien glauben in Verbraucherfragen gerade einmal 14 Prozent der Bevölkerung.
Vorwurf: Gefahren werden aufgebauscht
Die Institution „Stiftung Warentest“, finanziert unter anderem durch Steuergelder und die Verkäufe ihrer Testberichte, gerät jedoch zunehmend ins Wanken. Kritiker aus Politik und Wissenschaft bemängeln immer wieder die Arbeitsweise der inzwischen 50 Jahre alten Stiftung, die vermeintliche Gefahren aufbausche. Befeuert werde die Kritik von bisher kaum bekannten Dokumenten, heißt es in einem Bericht der „Welt am Sonntag“. Vor allem die redaktionelle Aufbereitung der Tests wird kritisiert. „Problematisch kann es sein, wenn die Stiftung ihre Testergebnisse so kommuniziert, dass diese zu vermeintlichen Gesundheitsrisiken aufgeblasen werden“, sagte der Vizepräsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Reiner Wittkowski, in einem Gespräch mit der Zeitung. In die gleiche Kerbe schlägt auch Michael Braungart, wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts: Die Stiftung schüre Ängste unter den Verbrauchern, die völlig unberechtigt seien.
Die Kritik zielt insbesondere auf Grenzwerte für Schadstoffe ab, die die Stiftung Warentest oft deutlich niedriger ansetzt als das Gesetz, dies aber nicht immer ausdrücklich kommuniziere. Die Stiftung sieht sich im Recht und argumentiert mit dem Willen der Verbraucher. Es sei jedoch nicht Aufgabe der Stiftung, sich für die Absenkung geltender Grenzwerte einzusetzen, hält Wittkowski dagegen.
Unwahrscheinliche Test-Szenarien
Ein weiterer Kritikpunkt sind unwahrscheinliche Szenarien, unter denen negative Ergebnisse in einzelnen Fällen zustande kommen. Die „Welt am Sonntag“ führt den Test an einem Babygreifring ins Feld, der unter ganz speziellen Umständen krebserregende Komponenten habe. Der Bericht der Stiftung lasse eine Lebensgefahr für Babys vermuten, die laut anderen unabhängigen Testern gerade einmal sehr theoretisch bestehe.
Zur Verunsicherung der Verbraucher trägt nicht zuletzt auch der Rechtsstreit mit dem Schokoladenhersteller Ritter Sport bei. Die Stiftung Warentest hatte behauptet, Ritter Sport habe einen als natürlich deklarierten Stoff künstlich gewonnen und zugesetzt, und die Schokolade mit „mangelhaft“ bewertet. Dabei stützten sich die Tester auf Indizien, die Ritter Sport als falsch zurückwies. Der Schoko-Fabrikant bekam im Januar in erster Instanz Recht, die Stiftung Warentest beharrt jedoch auf ihren Schlussfolgerungen. Der Schokoladenfall sei nicht der erste seiner Art gewesen, schreibt die „Welt am Sonntag“: So habe die Stiftung schon einmal aufgrund von Indizien auf einen künstlichen Zusatz eines Stoffes, in diesem Fall Zucker, geschlossen. Auch damals sei dieser Schluss jedoch nicht zwingend gewesen.
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